Jedes Jahr übernimmt Balou vom Schweizer Nationalgestüt seine Rolle als offizieller Esel von St. Nikolaus beim Umzug, der über 30'000 Personen nach Freiburg lockt. Inès Lamon, Betriebsleiterin des Schweizer Nationalgestüts, beantwortet einige Fragen zu Balou und seinem Alltag.
Seit wann stellt das Schweizer Nationalgestüt die Esel für dieses grosse Fest?
Das Kollegium Saint-Michel trat bereits vor rund fünfzig Jahren an unsere Institution heran. Fünf Esel haben nacheinander den Heiligen Nikolaus beim traditionellen Umzug getragen: Ferrari, Fantasio, Bitonto, Babalou und heute Balou. Derzeit hält Babalou den Rekord, da er diese Rolle 20 Jahre lang innehatte.
Bekommt Balou ein spezielles Training, um sich auf den Nikolausumzug vorzubereiten?
Er wird regelmässig geritten und gefahren. Er wird auch im Sommer an unseren Donnerstagen im Gestüt vorgeführt und nimmt an anderen Veranstaltungen mit Publikum teil. Der kleine Esel Alf begleitet Balou, um ihn zu beruhigen, und auch die Mitarbeiter des Gestüts sind anwesend, damit alles so reibungslos wie möglich abläuft.
Was macht Balou den Rest des Jahres?
Balou ist ein Pyrenäenesel. Er wird regelmässig geritten und eingespannt. Er ist auch ein Zuchtesel, um Eselinnen oder Stuten zu decken, um Maultiere zu zeugen.
Welchen Stellenwert hat der Esel heute?
Die Verwendung von Eseln hat sich im Laufe der Geschichte kaum verändert. Sie sind sehr beliebt, vor allem wegen ihrer Robustheit, ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, ihrer Ausdauer und ihres ausgeglichenen Charakters. Auch heute noch werden sie als Zug-, Last- und Reittiere eingesetzt und zeichnen sich durch ihre Genügsamkeit aus. Sie werden als Arbeits- und Transporttiere in der Landwirtschaft eingesetzt, vor allem in Entwicklungsländern. In den westlichen Kulturen werden sie aufgrund der fortgeschrittenen Mechanisierung weniger in der Landwirtschaft eingesetzt.
Stattdessen besetzen sie kleine Nischen in den Bereichen Therapie, Freizeit und Milchproduktion. Weltweit stieg der Bestand an Eseln auf mehr als 40 Millionen Tiere an und auf ca. 3'700 in der Schweiz. Die Mechanisierung in der Landwirtschaft führte auch zum Zusammenbruch der Mauleselzucht. Die Verwendung von Grosseseln für die Maultierzucht ist daher ebenfalls rückläufig.
Erfreulich ist hingegen, dass das Interesse an Eseln als Freizeittiere in den letzten Jahren zugenommen hat. Die Eselfreunde haben sich in Verbänden zusammengeschlossen. Es gibt jedoch kaum eine Rassenauswahl oder -zucht, und Kreuzungstiere sind die Regel. Die sehr schmale Zuchtbasis bei den meisten Eselrassen ist ein Problem bei der Zucht von rassenreinen Eseln, da diese zu einem erhöhten Inzuchtrisiko führt. Heutzutage werden in Europa fast 60 Eselrassen gezüchtet.
Mit Karotten belohnt, freuten sich Balou und Alf genauso wie die Kinder über die 7'000 Lebkuchen, die während des Umzugs verteilt wurden.