Von der Handarbeit bis zum Robotereinsatz

Mechanisierung Landwirtschaft

Eine Umfrage zu den eingesetzten Maschinen und Geräten zeigt die technische Bandbreite auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben auf.

Häufig wird vom starken Wandel in der landwirtschaftlichen Produktion im letzten Jahrhundert gesprochen. Aber wie sieht es eigentlich aktuell mit der Mechanisierung und Automatisierung auf Schweizer Betrieben aus? Und wie viele Arbeiten werden noch händisch durchgeführt?

Agroscope hat zur Erfassung des Status Quo der Mechanisierung und Automatisierung zwischen Januar und März 2018 eine schriftliche Befragung bei Landwirtinnen und Landwirten durchgeführt. Die Resultate sind in je einem Bericht zur Pflanzenproduktion und zur Nutztierhaltung erschienen. Insgesamt wurden Daten zu acht Betriebszweigen des Pflanzenbaus und zu neun Betriebszweigen der Tierhaltung erhoben. Die Umfrage enthielt zahlreiche detaillierte Fragen zum Maschineneinsatz und Produktionsverfahren auf den Betrieben, wie Bodenbearbeitung, Aussaat, Ernte oder Transport im Pflanzenbau, sowie Informationen über das Haltungssystem, die Fütterung oder Entmistung in der Nutztierhaltung.

Unterschiede im Mechanisierungsgrad zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung

Im Gegensatz zum Pflanzenbau werden in der Tierhaltung auch bei grösseren Tierbeständen noch viele Arbeitsschritte manuell durchgeführt. In der Milchviehhaltung beispielsweise werden viele praxisübliche Arbeitsabläufe entweder von Hand erledigt oder in Kombination von manuellen und mechanisierten Verfahren. Dies ist unter anderem bei der Fütterung von Rau- oder Kraftfutter oder beim Eingrasen mittels Motormäher der Fall. Im Gegensatz dazu ist aber auch gerade in der Milchviehhaltung die kommerzielle Verfügbarkeit von Robotern zum Melken, Entmisten oder Futternachschieben bereits etabliert. Dennoch sind auf den 253 milchviehhaltenden Betrieben, die an der Umfrage teilgenommen haben, nur 14 Melkroboter im Einsatz. Demgegenüber gab fast jeder fünfte Teilnehmende an, eine Eimermelkanlage zu nutzen. 

In der Haltung von Schweinen und Geflügel ist der Anteil an Handarbeit generell geringer. Besonders die Steuerung des Stallklimas und der Fütterung ist grossenteils automatisiert; die entsprechende Technik ist schon lange verfügbar.

Die Umfrage belegt, dass die Schweizer Landwirtschaft, geprägt durch ihre eher kleinstrukturierten und diversifizierten Betriebe, eine grosse Bandbreite von der Handarbeit bis zum Robotereinsatz aufweist. Vor allem im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung können in Zukunft Veränderungen erwartet werden. Die Erfassung des Status Quo der eingesetzten Mechanisierung ist ein wichtiger Baustein, um das Voranschreiten des mechanischen, organisatorischen und digitalen Fortschritts sichtbar zu machen und wichtige Informationen für die Weiterentwicklung von nachhaltigen Produktionssystemen in der Landwirtschaft zu liefern.

Mechanisierungsstufen festlegen für die Praxis

Die Ergebnisse der Studie fliessen im nächsten Schritt in das Arbeitskalkulationsprogramm LabourScope ein, das kostenlos im Internet aufgerufen werden kann (www.labourscope.ch). In dieser Online-Anwendung stehen drei Mechanisierungsstufen (niedrig, mittel, hoch) zur Verfügung, die nun anhand der Umfrageergebnisse aktualisiert werden. Die Anwenderinnen und Anwender von LabourScope können mit wenig Aufwand ihren Betrieb abbilden und betriebsindividuelle Kalkulationen des Arbeitszeitbedarfs in Abhängigkeit z. B. der Parzellengrösse oder der Tierzahl für verschiedene Produktionsverfahren und Maschineneinsätze durchführen. Ein Vergleich unterschiedlicher Szenarien kann helfen, Entscheidungen im Hinblick auf die eingesetzte Mechanisierung und zukünftige Investitionen zu treffen.

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18-11-20-03-01

Höhere Produktivität dank neuer Technologien? – Arbeitswirtschaftliche Kennzahlen für die Bewertung von Arbeits- und Produktionsverfahren

Schwachstellen erkennen und Arbeitsabläufe optimieren – nur so kann die knappe und teure Ressource Arbeit bestmöglich genutzt werden. Detaillierte Kenntnisse des Arbeitszeitbedarfs von landwirtschaftlichen Tätigkeiten liefern hierfür die Grundlage. Neue Technologien sollen die Arbeitsabläufe noch produktiver machen und helfen, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe weiter zu verbessern.

Letzte Änderung 11.10.2021

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