Eine kürzlich von Agroscope durchgeführte Studie ergab, dass 75 % der Walliser Aprikosenkulturen von der Europäischen Steinobst-Vergilbungskrankheit betroffen sind, einer von Blattflöhen übertragenen Phytoplasmenkrankheit.
Die Europäische Steinobst-Vergilbungskrankheit (European Stone Fruit Yellows, ESFY) wird durch das Phytoplasma ‘Candidatus Phytoplasma prunorum’ verursacht, das Teile des Phloems befällt. Betroffen sind Aprikosen- und Pfirsichbäume sowie kultivierte und wilde Schlehen. Zu den Symptomen, die erst nach mehreren Jahren auftreten können, gehören das vorzeitige Austreiben der Blätter nach dem Winter, Chlorose und Einrollen der Blätter, die Produktion kleiner und schlecht entwickelter Früchte sowie der frühe Blatt- und Fruchtfall, der zum Absterben der Bäume führen kann. Die Blattflöhe Cacopsylla pruni und C. crataegi scheinen mit der Krankheit in Zusammenhang zu stehen, wobei C. pruni ein bestätigter Vektor von ‘Ca. P. prunorum’ ist und bei C. crataegi der Verdacht einer Übertragung besteht.
Damit die Krankheit unter Kontrolle gebracht und ihre Ausbreitung verhindert werden kann, ist ein besseres Verständnis ihrer Verteilung in den Aprikosenanlagen und auf wilden Wirtspflanzen von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen einer Studie von Agroscope wurde die Inzidenz der ESFY in Aprikosenparzellen im Wallis und das Vorkommen von Vektoren, die diese Krankheit übertragen, untersucht.
Besorgniserregende Ausbreitung der Krankheit
Dazu wurden im Jahr 2023 80 Aprikosenparzellen analysiert. Pro Parzelle wurden von 20 Bäumen Holzproben entnommen und molekulare Analysen durchgeführt, mit denen sich die Phytoplasmen nachweisen lassen. Ausserdem wurden die Merkmale jeder Parzelle erfasst: Aprikosensorte, Alter der Bäume, geografische Lage (Region, Hang/Ebene, Nähe zum Wald), Bewirtschaftungsart (BIO oder ÖLN) sowie Behandlung mit Karate Zeon zwischen 2020 und 2023. Die Ergebnisse zeigten, dass die Krankheit in 75 % der Parzellen (60 von 80) vorhanden war. Es konnte keine Korrelation zwischen der Inzidenz der Krankheit und den untersuchten Einflussfaktoren festgestellt werden.
Weitere Vektoren der Krankheit?
Parallel dazu wurden die Populationen des Blattflohs C. pruni in 12 Parzellen mit Aprikosen und 10 wilden Schlehen überwacht, wobei zwischen März und Mai 2023 wöchentliche Stichproben erfolgten. Bei den gefangenen Blattflöhen wurde ausserdem untersucht, ob sie Träger des Phytoplasmas ‘Ca. P. prunorum’ waren.
Dabei wurden auf den Aprikosenbäumen viel weniger Blattflöhe festgestellt (nur 95 gefangene Insekten) als auf den Schlehen (2447 Insekten). Es wurde keine Korrelation zwischen der Häufigkeit der Blattflöhe und der Höhenlage festgestellt. Überraschenderweise war die Mehrheit der Blattflöhe nicht Träger des Krankheitserregers (nur 11 % der auf Schlehen gefangenen Insekten und 25 % der Insekten auf Aprikosenbäumen). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es weitere Vektoren für die Krankheit geben könnte.
Es sind in Zusammenarbeit mit dem Kanton Wallis weitere Studien geplant, in denen die Verbreitung dieser Krankheit in Wallis besser erforscht, nach weiteren potenziellen Vektoren gesucht und geeignete Bekämpfungsstrategien entwickelt werden sollen.
