Biodiversität: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!

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Auf Initiative des FiBL (Bioactualités) und der Generaldirektion Landwirtschaft des Kantons Waadt haben Stève Breitenmoser (Changins) und Philippe Jeanneret (Reckenholz) eine Konferenz zur funktionellen Biodiversität organisiert. Rund 50 Personen nahmen an dieser Veranstaltung teil, die am 22. November in Marcelin stattfand.

Philippe Jeanneret eröffnete die Konferenz und erläuterte den Begriff Biodiversität an verschiedenen Beispielen. Biodiversität umfasst die ganze Vielfalt der Ökosysteme, Arten und Gene. Diese drei Elemente und ihre Interaktionen garantieren die Stabilität und Produktionsfähigkeit der Biodiversität. Die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen hat innerhalb von 100 Jahren um 75 % abgenommen, was sich auch bei den kultivierten Sorten widerspiegelt. Jährlich verschwinden 10'000 bis 25'000 Arten. Dieser Rückgang ist direkt auf das Wachstum der Humanbevölkerung zurückzuführen. Das Bundesamt für Umwelt erfasst seit 1994 die Entwicklung der Populationen von bedrohten Tieren und Pflanzen in der Schweiz. Gewisse Arten sind ganz ausgestorben, mehr als die Hälfte sind bedroht. Die Zahlen sind gravierend. Bei der Bekämpfung dieses Phänomens spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Studien zeigen, dass es möglich ist, die Biodiversität zu fördern mit Hilfe von Elementen wie z.B. extensive Weiden, Waldweiden und Blumenwiesen für die Bestäuber.

Stève Breitenmoser erläuterte anschliessend den Begriff der funktionellen Biodiversität, die den Fokus auf die für die Landwirtschaft erbrachten Leistungen setzt. Der Pflanzenschutz durch Nützlinge, die Bestäubung und der Abbau der organischen Substanz durch Zersetzer im Boden sind typische Ökosystemdienstleistungen. In der Biodiversität ist jedoch alles funktionell und jede einzelne Art zählt, um die Funktionen langfristig zu gewährleisten. Der Pflanzenschutz muss in erster Linie die Nützlinge schützen, anschliessend anhand von Entscheidungshilfen die Notwendigkeit einer Behandlung beurteilen und falls nötig, die geeigneten biologischen oder biotechnologischen Bekämpfungsmethoden auswählen. Die Förderung von Biodiversitätsflächen wie zum Beispiel das Pflanzen von Bäumen oder Hecken, die Anlage von artenreichen Wiesen und Kleinstrukturen (Asthaufen, Steinmauern, temporäre Tümpel usw.) wie auch der Einsatz von bodenbedeckenden Zwischenkulturen trägen zur Förderung von Nützlingen und Bestäubern bei. Die Bewirtschaftung der Kulturen und Habitate sowie die Wahl des Zeitpunkts und der Art des Unterhalts spielen eine zentrale Rolle für den Schutz des Insektenbestandes und deren Diversität. Verschiedene Massnahmen müssen räumlich und zeitlich kombiniert werden, um die Nahrungsquellen und Schutzräume der Nützlinge, die Bestäuber sowie die Biodiversität im Allgemeinen zu schützen.

Letzte Änderung 14.12.2018

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