Agroscope startet Freisetzungsversuch mit Samuraiwespen gegen die Marmorierte Baumwanze

Bern, 27.07.2020 - Die aus Asien stammende Marmorierte Baumwanze, umgangssprachlich auch Stinkwanze genannt, verursacht in der Schweiz beachtliche Schäden im Obst- und Gemüsebau. Ihr natürlicher asiatischer Gegenspieler, die Samuraiwespe, könnte gegen die Plage hierzulande helfen. In Asien parasitiert sie die Eier der Wanze und dämmt damit deren Population ein. Ob das auch in der Schweiz funktioniert, soll ein erster bewilligter Freisetzungsversuch mit diesem exotischen Gegenspieler auf einer Birnenparzelle im Kanton Zürich zeigen.

Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde 2004 zum ersten Mal in der Schweiz entdeckt. Seither hat sie sich zu einem bedeutenden Schädling in der Landwirtschaft und zu einem lästigen Plagegeist in Siedlungsgebieten entwickelt.

Agroscope überwacht das Auftreten und die Entwicklung dieser Wanze in der Schweiz und untersucht verschiedene Strategien, um die von ihr verursachten Schäden zu reduzieren. Ein möglicher Lösungsansatz ist die Bekämpfung mit ihrem natürlichen Gegenspieler – der Samuraiwespe. Die ebenfalls aus Asien stammende Schlupfwespe parasitiert die Eier der Marmorierten Baumwanze, das heisst, sie legt ihre Eier in die Eigelege des Schädlings und kann somit dessen Vermehrung entscheidend eindämmen. Das gleiche Verfahren wird übrigens in Privathaushalten mit einer heimischen Schlupfwespe beispielsweise gegen Vorratsmotten bereits heute erfolgreich eingesetzt.

Freilandversuch auf Birnenparzelle

Die Samuraiwespe breitet sich seit ein paar Jahren zwar selbständig in der Schweiz aus, doch ist die Population noch sehr klein – zu klein, um die Baumwanze in Schach halten zu können. Nun haben das Bundesamt für Landwirtschaft BLW und das Bundesamt für Umwelt BAFU erstmals einen kontrollierten Freisetzungsversuch mit dieser Schlupfwespe auf einer Birnenparzelle im Kanton Zürich bewilligt. Ziel des Versuchs ist es, die Parasitierungsrate im Schweizer Freiland zu messen.

Ergebnisse in einigen Wochen

Am ersten Versuchstag haben die Forschenden ca. 270 nicht mehr lebensfähige Eigelege der Marmorierten Baumwanze auf der Birnenparzelle ausgebracht und in unmittelbarer Nähe die Samuraiwespen freigesetzt. Nach vier Tagen werden die ausgebrachten Eier wieder eingesammelt, ins Labor gebracht und untersucht, ob sie durch die Wespen parasitiert wurden. Barbara Egger, verantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Agroscope, freut sich über diesen ersten Freilandversuch: «Der Versuch ist sehr wichtig, um abschätzen zu können, ob die Samuraiwespe auch unter Schweizer Bedingungen die Marmorierte Baumwanze natürlich bekämpft. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse.» Die Resultate des Freisetzungsversuchs sind in einigen Wochen zu erwarten.

Erfolgreiche Bekämpfung mit integriertem Pflanzenschutz

Zur Regulierung der Marmorierten Baumwanze speziell im Obstbau laufen aktuell bei Agroscope weitere Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit kantonalen Fachstellen, Forschungsinstituten in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Langfristig wird vermutlich nur das Zusammenspiel verschiedener Massnahmen den Schädling nachhaltig unter Kontrolle bringen. Ein «integrierter Pflanzenschutz» (vgl. verlinkter Blogbeitrag) verfolgt dabei eine Kombination diverser Bekämpfungsansätze, wie etwa die Einnetzung der Obstbäume, der Einsatz von natürlichen Alternativen wie der Samuraiwespe oder der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

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Gemeinsam zum Ziel

Der Freisetzungsversuch ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen mehreren Forschungsgruppen von Agroscope und unterschiedlichen Akteuren der Landwirtschaft: Tim Haye vom Forschungszentrum Commonwealth Agricultural Bureaux International CABI begleitet den Versuch mit seiner Expertise im Bereich der biologischen Kontrolle von Schadinsekten. Die Samuraiwespen werden von Andermatt Biocontrol geliefert. Landwirt Daniel Wegmann stellt die Birnenparzelle seines Betriebes für den Versuch zur Verfügung. Und auch der Schweizer Obstverband (SOV) und David Szalatnay (Fachstelle Obst, Strickhof) haben mitgeholfen den Freisetzungsversuch zu ermöglichen.

 


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