Klauenerkrankungen und dadurch bedingte Lahmheiten sind bei Milchkühen in Laufställen stark verbreitet und gehören zu den drei häufigsten Ursachen für frühzeitige Abgänge. Sowohl für das Tierwohl als auch aus wirtschaftlichen Gründen ist es daher wichtig, lahme Kühe zuverlässig zu identifizieren und schnellstmöglich zu behandeln. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass es bei deutlicher Lahmheit zu Veränderungen im Verhalten von Kühen kommt. Hingegen wurden die Auswirkungen von mässiger Lahmheit auf das Verhalten erst wenig untersucht. Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, Verhaltensänderungen von mässig lahmen Kühen im Vergleich zu nicht lahmen Kühen zu untersuchen. Der Fokus lag insbesondere auf automatisiert erfassbaren Verhaltensweisen, die in Zukunft eine zuverlässige und praxistaugliche Früherkennung von Lahmheiten bei Milchkühen ermöglichen könnten. Die Studie wurde auf 17 Schweizer Milchviehbetrieben durchgeführt. Die Betriebe wurden zu zwei Zeitpunkten im Abstand von 6 bis 10 Wochen besucht, wobei jeweils über 48 Stunden kontinuierlich Daten aufgezeichnet wurden. Durch eine Beurteilung des Gangbildes wurden auf jedem Betrieb mässig lahme und nicht lahme Kühe ausgewählt. Insgesamt wurde das Verhalten von 66 mässig lahmen und 142 nicht lahmen Kühen zum ersten Zeitpunkt sowie von 53 mässig lahmen und 128 nicht lahmen Kühen zum zweiten Zeitpunkt miteinander verglichen. Im Fokus standen Verhaltensweisen des Liegeverhaltens, der Bewegungsaktivität, der Fress- und Wiederkauaktivität, die Häufigkeit der Nutzung an rotierenden Kratzbürsten und Kraftfutterstationen sowie die Melkreihenfolge. Im Vergleich zu nicht lahmen Kühen hatten massig lahme Kühe eine längere Liegedauer sowie eine geringere Bewegungsaktivitat als nicht lahme Kühe. Des Weiteren hatten massig lahme Kühe eine kürzere Fressdauer und eine geringere Anzahl Kauschlage als nicht lahme Kühe. Keine Unterschiede gab es bei der Fressgeschwindigkeit, der Wiederkaudauer und der Wiederkaugeschwindigkeit. Hingegen wurden Kratzbürsten und Kraftfutterstationen von massig lahmen Kühen weniger häufig aufgesucht, und sie standen in der Melkreihenfolge weiter hinten als nicht lahme Kühe. Die Resultate zeigen, dass sich das Verhalten von massig lahmen und nicht lahmen Kühen in verschiedenen Aspekten unterscheidet. Bereits eine massige Lahmheit führt zu Veränderungen im Liege-, Bewegungs- und Fressverhalten und kann sich negativ auf das Tierwohl und die Tiergesundheit auswirken. Aktuelle Arbeiten bei Agroscope werden zeigen, ob die automatisiert erfassten Daten zu Verhaltensänderungen bei lahmen Kühen weiterverarbeitet und dem Tierhalter oder der Tierhalterin in praxistauglicher Form zur Verfügung gestellt werden können.
Burla J.-B., Weigele H.C., Gygax L., Steiner A., Wechsler B.
Lahmheit bei Milchkühen frühzeitig erkennen: Liege-, Bewegungs- und Fressverhalten bei mässig lahmen Kühen.
Agroscope Transfer, 244, 2018.
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