Die Kosten für das Tierwohl sind nicht gedeckt

Ettenhausen, 15.12.2020 - Zahlt es sich in der intensiven Rinder- und Schweinemast aus, ins Tierwohl zu investieren? Fleisch mit einem höheren Tierwohlstandard lässt sich meist teurer verkaufen, verursacht aber höhere Kosten. Agroscope-Forschende fanden heraus, dass die Tierwohlprämie in der Rindermast zu tief ist. Die Schweinemast ist nur knapp kostendeckend.

Für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ist die artgerechte Haltung von Nutztieren wichtig. Allerdings stagniert der Absatz von Fleischprodukten mit Tierwohlsiegel seit einigen Jahren. Wie sich dies ändern könnte, hat Agroscope Ende September skizziert (Link auf die News unten). Die Agroscope-Forschenden haben basierend auf dieser Studie folgende weitere Fragen beantwortet, die für Landwirtinnen und Landwirte wirtschaftlich relevant sind:

  • Wie hoch sind die Kosten, die auf den Betrieben anfallen, nachdem sie das Tierwohl verbessert haben?
  • Inwiefern sind diese Kosten durch Tierwohlprämien gedeckt – durch Marktprämien und Direktzahlungen des Bundes?

Beim Rind bräuchte es höhere Beiträge

Die Tierwohlprämie bei der Rindermast wird zu zwei Dritteln vom Markt und zu einem Drittel durch Direktzahlungen des Bundes finanziert. Die Kosten für das höhere Tierwohl auf den IP-Suisse-Betrieben sind dadurch allerdings nur zu 72% gedeckt. Damit die Mehrkosten gedeckt wären, müssten die Marktprämie um 60% bzw. die Bundesbeiträge um 116% höher sein.

Beim Schwein sieht es etwas rosiger aus

In der Schweinemast wird die Tierwohlprämie zu knapp 60% vom Markt und zu gut 40% vom Bund finanziert. Die Kosten der Tierwohl-Leistungen auf den IP-Suisse-Betrieben sind zu 91% von der Tierwohlprämie gedeckt. Damit die Kosten für die anfallenden Aufwendungen kompensiert wären, müssten die Marktpreise um 16% steigen und die Direktzahlungen des Bundes um 22%.

Grössere Betriebe im Vorteil

Je mehr Mastplätze ein Betrieb hat, desto besser werden auch die Mehrkosten für Tierwohl-Leistungen gedeckt. Der Grund: Die Tierwohlprämien steigen bzw. sinken mit dem Tierbestand proportional, während dies für die Gebäude- und Arbeitskosten nicht der Fall ist. Umgekehrt werden die Kosten durch die Tierwohlprämien bei Betrieben mit kleineren Bestandesgrössen tendenziell noch schlechter gedeckt.

Wenn es sich oft nicht auszahlt, wieso wird es dennoch gemacht?

Produkte mit Tierwohl-Mehrwert werden auf dem Markt nachgefragt und erzielen höhere Preise. Zudem spielt die eigene Werthaltung der Landwirtinnen und Landwirte mit. Beides fördert die tiergerechte Haltung. Die höheren Strukturkosten auf den Betrieben werden hingegen eher unterschätzt. Ein Rindermast-Betrieb mit eigener Grundfutterproduktion ist davon stärker betroffen als der Schweinemast-Betrieb. Letzterer lässt sich einfacher berechnen.

Weitere Infos

Details zur Studie sind im angehängten PDF-Dokument zu finden. Die Studie wurde mitfinanziert vom Schweizer Tierschutz und von IP-Suisse.


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