Umweltschonende Obstproduktion

Wädenswil, 27.09.2016 - Gesunde, hochwertige und preiswerte Nahrungsmittel wünscht sich jede Konsumentin und jeder Konsument. Sie sollten auch umweltschonend produziert werden. Dieser Spagat stellt die Obstproduktion vor grosse Herausforderungen. Ein grenzüberschreitendes Projekt mit Agroscope-Beteiligung soll innovative Anbau- und Pflanzenschutzstrategien entwickeln. Das Ziel: Die Weiterentwicklung des Integrierten Pflanzenschutzes.

Detailhandel und Konsumentenschaft fordern qualitativ hochwertige, gesunde, rückstandsarme und preiswerte Lebensmittel. Sie sollen zudem nachhaltig und umweltschonend produziert sein. Die Rahmenbedingungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln haben sich in den letzten Jahren bereits stark geändert. Dies zieht gravierende Einschnitte für die landwirtschaftliche Produktion nach sich: Der Wegfall ganzer Wirkstoffgruppen, Einschränkungen in den Anwendungsbestimmungen, erhöhte Rückstands- und Abstandsauflagen und reduzierte Aufwandmengen.

Vorreiterrolle der Obstbranche am Bodensee

Um weiterhin mit diesen Rahmenbedingungen Obst produzieren zu können, braucht es innovative und zukunftsträchtige Lösungsansätze. In einem Forschungsprojekt mit dem Titel Modellanlagen für den Integrierten Pflanzenschutz werden derzeit im Bodenseeraum grenzüberschreitend solche Lösungsansätze erforscht. Ziel ist es, der Produktion und Beratung Wege aufzuzeigen, wie qualitativ hochwertiges Obst produziert werden kann, welches im Vergleich zu aktuellen Anbauformen geringere Pflanzenschutzmittel-Rückstände aufweist. Zum Einsatz kommen Kombinationen bestehender und neuer Anbau- und Pflanzenschutzstrategien sowie die Reduktion umweltkritischer Pflanzenschutzmittel.

Modellanlagen für Forschung, Beratung und Produktion

Neben neuen Forschungsaktivitäten in bestehenden Produktionsanlagen sollen im Laufe der Projektzeit auch neue Apfel- und eine neue Kirschenanlagen erstellt werden. Darin sollen die Auswirkungen von Sortenwahl, Kulturführung, Witterungs-, Krankheits- und Insektenschutz sowie der Einsatz und die Förderung von Nützlingen erforscht werden. Die Modellanlagen sollen zugleich als Experimentierfeld und Innovationsplattform genutzt werden, wo Forschung, Beratung und Produktion zusammenkommen. So wird sichergestellt, dass die Praxis erfolgversprechende Anbau- und Pflanzenschutzstrategien rasch aufnimmt.

Strategien kombinieren, Synergieeffekte nutzen

Durch Züchtungsarbeiten wurden Sorten entwickelt, welche gegenüber wirtschaftlich relevanten Schaderregern wie Schorf und Feuerbrand weniger anfällig sind. In Kombination mit der Wahl des Anbausystems und der Kulturführung hat die Sortenwahl damit einen entscheidenden Einfluss auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Durch geeignete Kombination von Sorte und Anbausystem mit verschiedenen Abdecksystemen zum Schutz vor Witterungseinflüssen, Krankheiten und Schadinsekten lassen sich spezifische Pflanzenschutzmittelanwendungen teilweise reduzieren oder ganz einsparen. Gleichzeitig muss die Bestäubung durch Insekten und die positive Wirkung von Nützlingen sichergestellt werden. Eine geeignete Kombination von Massnahmen soll Synergieeffekte ermöglichen.

Beispiel Unkrautregulierung

Erkenntnisse zur Nutzung mechanischer und thermischer Verfahren zur Unkrautregulierung liegen bereits aus anderen Projekten vor. Ebenso werden bereits verschiedene Ansaatmischungen zur Begrünung von Fahrgassen oder Baumstreifen untersucht. Diese Ansätze sollen in den Modellanlagen angepasst und getestet werden. Ziel ist bei grösstmöglicher Bodenschonung eine Unkrautregulierung durchzuführen, bei der weitgehend auf chemisch-synthetischen Wirkstoffe verzichtet wird und bestenfalls Vorteile oder ein Zusatznutzen für Bestäuber oder natürliche Gegenspieler in der Obstanlage entstehen.

Ökonomische Bewertung als Schlüssel zum Erfolg

Die Praxistauglichkeit der erarbeiteten Strategien hängt auch von deren Wirtschaftlichkeit ab. Daher sollen die Modellanlagen auch mittels Kosten-Nutzen- und Rentabilitäts-Analyse bewertet werden. Als Referenz werden bestehende IP-und Bio-Betriebe verwendet. In Ergänzung dazu sollen auch der qualitative und quantitative Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erfasst, Rückstandsmessungen durchgeführt und untereinander verglichen werden. Darüber hinaus soll eine Erfolgs- und Qualitätskontrolle bei der Ernte und im Lager anhand von Krankheits- und Schädlingsbefall durchgeführt und das Auftreten von Nützlingen erfasst werden.

Modellanlagen für den Integrierten Pflanzenschutz

Das Projekt Modellanlagen für den Integrierten Pflanzenschutz wird unterstützt durch das Interreg-Programm Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein mit Fördergeldern der Europäischen Union und der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Projektpartner sind Agroscope, das Bildungs- und Beratungszentrum BBZ Arenenberg, das Landwirtschaftliche Zentrum LZSG Flawil, AGRIDEA, diverse Partner aus Deutschland sowie die Landwirtschaftskammer Vorarlberg in Bregenz (A). Die Projektoberleitung liegt beim Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee KOB in Bavendorf (D).

Die Weiterentwicklung des Integrierten Pflanzenschutzes spielt dabei eine Schlüsselrolle und steht im Zentrum des Projekts. Es werden auch Anliegen aufgenommen, wie sie im Nationalen Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gefordert werden. 


Adresse für Rückfragen

Stefan Kuske, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB
Schloss 1, 8820 Wädenswil / Schweiz
stefan.kuske@agroscope.admin.ch
+41 58 460 63 01

Carole Enz
Corporate Communication Agroscope CCA
Schloss 1, 8820 Wädenswil / Schweiz
carole.enz@agroscope.admin.ch
+41 58 460 62 72, +41 79 593 89 85



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