Agroscope Science, 75, 2018, 1-35.
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Link: www.feuchtacker.ch
Feucht-(Acker-)Flächen sind ackerbaulich genutzte Flächen, auf denen sich periodisch Wasser ansammelt. Wasseransammlungen auf Ackerflächen können zu rtragsausfällen und auch qualitativen Einbussen führen. Da zum Umfang von Feucht-(Acker-)Flächen in der Schweiz sowie den auftretenden Mindererträgen keine exakten Daten vorliegen, wurden zur Analyse der Wirtschaftlichkeit der ackerbaulichen Nutzung dieser Flächen Szenarien zu Ertragsausfällen betrachtet. Die Referenz bilden Kosten-Leistungsrechnungen auf der Basis mehrjähriger Mittelwerte von Daten der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten. Unter Betrachtung des kalkulatorischen Gewinns je Hektare wurde für die Ackerkulturen Weizen, Gerste, Raps, Zuckerüben, Kartoffeln und Körnermais jeweils die Gewinnschwelle, das heisst der prozentuale Ertragsausfall bestimmt, bis zu welchem alle Kosten der Produktion gedeckt sind. Diese Gewinnschwelle wird bei Weizen, Körnermais und artoffeln bereits bei geringen Ertragsausfällen von unter 20 % erreicht. Bei Raps und Zuckerrüben liegt die Gewinnschwelle bei einem Ertragsausfall von rund 50 %. Bei der Bewertung der Nutzung von Feucht-(Acker-)Flächen müssen verschiedene gesellschaftliche Zielsetzungen berücksichtigt werden. Das Interesse der andwirtschaft, temporär feuchte Flächen möglichst effektiv zur Erzeugung zu nutzen legt eine optimale Drainierung nahe. Die Lebensmittelerzeugung trägt zur rnährungssicherung und der Versorgungssicherheit bei. Auf der anderen Seite steht der Beitrag von feuchten Ackerflächen zu gesellschaftlichen Zielen, wie einer ohen Biodiversität oder dem Klimaschutz. Die gesellschaftlichen Zielsetzungen, welche mit der Nutzung von Feucht-(Acker-)Flächen verbunden sind, können konfliktär sein. Ein wesentlicher Teil der landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Schweiz ist drainiert. Diese Entwässerungsanlagen befinden sich teilweise in einem schlechten Zustand und müssen saniert werden. Die Kosten der Entwässerung wurden auf der Basis von Literaturangaben und ergänzenden Erhebungen auf Fr. 770.– je ha und Jahr geschätzt. Schliesslich zeigte eine Fallstudie der Grenchner Witi, in welcher der Kanton Solothurn Landwirte für Nässeschäden entschädigt, dass in dieser Region die gemeldeten Ertragsausfälle infolge von Wasseransammlungen meist beträchtlich sind. Für eine fundierte Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Feucht-(Acker-)Flächen bestehen Datenlücken (Umfang, Art von Feucht-(Acker-)Flächen, Auftreten von Nässeschäden, alternative Nutzungen), die es zu füllen gilt. Weitere Aspekte werden in zusätzlichen Berichten behandelt: Alternative landwirtschaftliche Kulturen (Jacot et al. 2018), Stoffflüsse (Gramlich et al. 2018), Klimagase und Klimawandel (Leifeld et al. 2018), Potenzial für Biodiversität und Vernetzung, Potenzialflächen (Churko et al. 2018, Szerencsits et al. 2018). Für die Jahre 2019–21 sind Arbeiten zur Abwägung bei Interessenkonflikten, die Erstellung von Merkblättern und eine Gesamtsynthese vorgesehen.
ISSN Print: 2296-729X
ISSN Online: 2296-729X
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