Bislang liegen kaum Studien zur potentiellen Eignung von Kurzzeitaktivitäten als Indikatoren für Wohlbefinden beim Pferd vor. Anhand einer Literaturrecherche von ca. 80 themenbezogenen Quellen sollte daher herausgefunden werden, welche affiliativen Verhaltensweisen beim Pferd geeignet sind, um als valider, reliabler und praktikabler, tierbezogener Indikator für positives Befinden in eine Tiergerechtheitsbewertung aufgenommen zu werden. In der Literatur werden beim Pferd das soziale Spiel, die soziale Fellpflege sowie das Zusammensein mit bevorzugten Sozialpartnern mit Wohlbefinden in Verbindung gebracht. Gemäß der Literaturstudie und Pilotstudien an der TUMWeihenstephan stellte sich heraus, dass sowohl soziales Spiel als auch soziale Fellpflege bei adulten Pferden unter Haltungsbedingungen nicht ausreichend valide ist, um als Indikator für Wohlbefinden in einer Tiergerechtheitsbewertung aufgenommen zu werden. Darüber hinaus sind beide Kurzzeitaktivitäten bei Freizeit- und Sportpferden nicht ausreichend praktikabel zu erfassen, da sie bei adulten Tieren insgesamt selten und unvorhersehbar über den Tag verteilt auftreten. Einzig die soziale Nähe zu bevorzugten Sozialpartnern kann nach vorliegender Literaturstudie als tierbezogener Indikator für Wohlbefinden für ein Bewertungssystem geeignet sein. Die affiliative Verhaltensweise wurde bereits in verschiedenen Pferdehaltungen hinsichtlich ihrer Reliabilität und Praktikabilität eingehend überprüft. Mithilfe einer genauen Definition der Verhaltensweise und aufgrund eines standarisierten Erhebungsverfahrens konnte Zusammensein mit einer sehr guten Beobachterübereinstimmung erhoben werden. Die Praktikabilität wurde ebenfalls als gut eingestuft. Im Unterschied zu sozialer Fellpflege und sozialem Spiel dient „Zusammensein“ nach bisherigen Studien nicht dem Stressabbau, sondern kann vielmehr als Indiz für positives Befinden angesehen werden