In der Schweizer Bergregion wurden im Zuge des züchterischen Fortschritts zunehmend milchbetontere Kuhtypen gezüchtet, während Zweinutzungsrassen ins Hintertreffen gerieten. Die Studie hatte zum Zweck, die Wirtschaftlichkeit der alten Zweitnutzungsrasse «Original-Simmentaler» zu beurteilen. Aus einer Auswahlgruppe von 133 Betrieben in der Bergregion mit Alpung und mindestens 15 Original Simmentaler- Kühen wurden 19 Betriebe zufällig ausgewählt und anhand von mehrjährigen Buchhaltungsdaten (2018–2020) und Interviews auf dem Betrieb einer detaillierten Betriebszweiganalyse unterzogen. Diese wurden einer Vergleichsgruppe von 56 Betrieben aus der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Agroscope) gegenübergestellt. Anhand der beiden Betriebsgruppen wurde je ein Betriebstyp (Original- Simmental «OS» bzw. Zentrale Auswertung «ZA») mit 19 Kühen etabliert und diese über das Kostenanalysetool «AgriPerform» miteinander verglichen. Der OSBetrieb produzierte aufgrund der deutlich geringeren Einzeltierleistung 24 % weniger Milch. Die Erlöseinbusse durch die geringere Milchproduktion konnte jedoch durch höhere Nebenerlöse aus dem Tierverkauf und den Direktzahlungen mehr als kompensiert werden. Die höheren Direktzahlungen waren insbesondere auf deutlich höhere Biodiversitätsbeiträge zurückzuführen. Sowohl die absoluten Direktkosten wie auch die Strukturkosten lagen beim OS-Betrieb um 22 % bzw. 12 % tiefer. Dabei wendete der OS-Betrieb pro Kuh 52 Stunden (–19 %) weniger Arbeit auf. Insgesamt erreichte der OS-Betrieb bei einem ähnlichen Deckungsbeitrag absolut betrachtet ein 60 % höheres Einkommen aus der Milchviehhaltung als der ZA-Vergleichsbetrieb. Bezogen auf die Fläche generierte er ein um 34 % höheres Flächeneinkommen (Fr. 2954 vs. Fr. 2198) und je Arbeitsstunde eine um 76 % höhere Arbeitsverwertung (Fr. 18.70 vs. Fr. 10.60). Die besseren Ergebnisse resultieren primär aus den höheren Direktzahlungen und den tieferen Produktionskosten. Sie stehen zumindest indirekt in Zusammenhang mit dem Kuhtyp, da geringere Einzeltierleistungen bei gleichzeitig guten Fruchtbarkeits- und Fitnesseigenschaften eine standortangepasste Produktion mit extensivem Futterbau, Weidehaltung und saisonaler Abkalbung ermöglichen. Damit wurden die vorhandenen lokalen Ressourcen wie Sömmerungsflächen oder Biodiversität offensichtlich wirtschaftlich erfolgreich in Wert gesetzt.