Die Sojabohne wird in der Schweiz seit 1988 angebaut. Im Rahmen des Sortenverbesserungsprogramms züchtet Agroscope frühreife und kälteresistente Sorten, die gut an die besonderen klimatischen Bedingungen in unserem Land angepasst sind. Um für den Anbau einen Mehrwert zu schaffen, legten die Züchter ihren Schwerpunkt immer stärker auf Aspekte der menschlichen Ernährung, namentlich auf den Geschmack und die Eignung für die Verarbeitung. Verschiedene Krankheitserreger können Sojakulturen befallen. Dazu gehört das Sojabohnenmosaikvirus, das bei einigen Sorten schwere Ernteeinbussen verursacht, während andere Sorten gegenüber einer Infektion mit dem Virus toleranter sind. Die Resistenzmechanismen werden allerdings noch wenig verstanden und erfordern eine auf genetische Marker gestützte Selektion, deren Umsetzung komplex ist und sich schlecht mit den qualitativen und agronomischen Kriterien vereinbaren lässt, die als prioritär beurteilt werden. Die bei Agroscope entwickelten Sorten werden aber unter viralem Druck gezüchtet, d.h. in einer Umgebung, in der das Virus schon seit vielen Jahren in hoher Dichte in Unkräutern und in der Kultur selbst vorhanden ist. Bei dieser Züchtungsstrategie werden Linien mit Symptomen, die das Virus in ihren Samen akkumulieren, ausgeschieden. In dieser Arbeit zeigen wir, dass diese Strategie wirkungsvoll ist: Es entstehen Sorten, die gut an den in der Schweiz beobachteten Virendruck angepasst sind, ohne dass eine auf genetische Marker gestützte Züchtung erforderlich ist.