Das von Zemek et al. (2020a) entwickelte Bewertungssystem zur Abschätzung des Nitratauswaschungspotenzials im Gemüsebau wurde weiterentwickelt, damit es nicht nur für einzelne Kulturen verwendet werden kann, sondern für sämtliche Gemüse- und Zwischenkulturen eines Jahres auf einem bestimmten Schlag. Zudem wurden die Ausgangswerte für den Düngungsbedarf an Stickstoff (N), die N-Menge in den Ernterückständen sowie die Wurzeltiefe teilweise überarbeitet. Mit dem Abzug für den Anbau einer Zwischenkultur (Gründüngung oder Zwischenfutter) im folgenden Winter wurde ein vierter Parameter eingeführt. Im Weiteren wurde das auf einer Klassenbildung basierende Punktierungssystem durch Berechnungsformeln ersetzt. Eine Umsetzung dieses Ansatzes in die beiden Modelle "Nitratindex" und "MODIFFUS" erwies sich als nicht praktikabel. In Anbetracht der sehr hohen Anzahl an möglichen Kulturfolgen im Feldgemüsebau und der wenigen vorhandenen Messungen zur Nitratauswaschung ist eine Modellierung unerlässlich. Die vielfältigen N-Umwandlungsprozesse im Boden und insbesondere die Mineralisierung des organischen Stickstoffs über Jahre und Jahrzehnte sind jedoch immer noch zu wenig erforscht. Zu deren Quantifizierung in einem Modell wären zudem auch mehr Daten aus der landwirtschaftlichen Praxis erforderlich, insbesondere für den organischen Stickstoff zur Menge im Boden und zur Zufuhr über Dünger, Ernterückstände und Erdpresstöpfe. Das neue Bewertungssystem erlaubt mit nur vier Eingangsgrössen eine qualitative und keine quantitativ robuste Abschätzung des Nitratauswaschungspotenzials. Es gibt Hinweise, bei welchen Kulturfolgen eher mit hohen bzw. niedrigen Auswaschungsverlusten zu rechnen ist, lässt aber nicht die Quantifizierung dieser Verluste zu. Deshalb eignet sich das Bewertungssystem für die Beratung von Gemüsebaubetrieben und nicht für den Vollzug von Massnahmen in einem Nitratprojekt.