Mit dem Punktesystem Klimaschutz sollen die Treibhausgasemissionen der IP-SUISSE-Labelbetriebe um 10% gegenüber dem Ist-Zustand gesenkt werden. In einer früheren Arbeit stellten Alig et al. (2015) bereits einen Katalog von Klimaschutzmassnahmen für Betriebe zusammen. Bisherige Analysen mit Pilotbetrieben haben gezeigt, dass das Reduktionsziel mit den zurzeit verfügbaren Klimaschutzmassnahmen aus Alig et al. (2015) schwierig zu erreichen ist. Eine Erweiterung des Massnahmenkatalogs ist nötig, damit den Landwirtinnen und Landwirten weitere Klimaschutzmassnahmen zur Verfügung stehen und das anvisierte Reduktionsziel erreicht werden kann. Neun weitere potenziell wirkende Klimaschutzmassnahmen wurden für die Berechnung ausgewählt und die Wirkungen auf die Umwelt ermittelt. Dazu wurde jede Massnahme auf vier Modellbetrieben simuliert. Mittels Ökobilanzmethodik wurden für jede Massnahme die Treibhausgasemissionen auf den einzelnen Modellbetrieben berechnet und mit dem Betrieb ohne Massnahme verglichen. Daraus wurde die theoretische Treibhausgas-Einsparung der einzelnen Massnahmen abgeleitet. Zusätzlich wurden weitere Umweltwirkungen berechnet, um Trade-Offs aufzuzeigen. Im Durchschnitt wurden mit den Klimaschutzmassnahmen Treibhausgas-Einsparungen von 113 kg bis 10'653 kg CO2-äq. pro Betrieb erzielt, was 0.03% bis 23.05% der Treibhausgasemissionen eines Betriebs entsprach. Massnahmen im Bereich Pflanzenbau (Agroforstsystem, Ausbringung von Pflanzenkohle auf das Feld, Gründüngungen) erreichten die höchsten Treibhausgas-Einsparungen. Die Treibhausgas-Einsparungen durch Massnahmen im Bereich Energie (Frequenzumformer Melkanlage, Wärmerückgewinnung bei Milchkühlung, Heizen mit Holzpellets, regelmässiger Ersatz von Mähklingen) und im Bereich Tierhaltung (Leinsamen als Futterzusatz, Recycling von Silofolien) waren im Vergleich dazu mehrheitlich geringer. Basierend auf der Analyse der Unsicherheiten und der Trade-Offs mit anderen Umweltwirkungen können fünf Massnahmen uneingeschränkt für eine Umsetzung auf Landwirtschaftsbetrieben empfohlen werden (Massnahmen im Bereich Energie sowie «Recycling von Silofolien»). Für die restlichen vier Massnahmen im Bereich Tierhaltung und Pflanzenbau existieren erhöhte Unsicherheiten bei den getroffenen Annahmen für die Berechnung und/oder es fanden sich grössere, ungünstige Auswirkungen auf andere Umweltbereiche (Trade-Offs). Diese Massnahmen können nur bedingt für eine Umsetzung in der Praxis empfohlen werden.