Agroscope Science, 110, 2021.
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Um zu beurteilen, ob die Bodenfunktionen langfristig erhalten bleiben, sind Informationen über den Zustand und die Entwicklung der Böden notwendig, auch betreffend der Bodenbiologie. Bis heute sind räumlich und zeitlich hoch aufgelöste Bodendaten selten. Umso wichtiger ist es daher, Synergien bestehender Bodenbeobachtungsprogramme optimal zu nutzen. Auch indem Daten gemeinsam ausgewertet werden. Im vorliegenden Bericht zeigen wir, wie Daten bodenbiologischer Messnetze trotz gewisser methodischer Unterschiede zusammen ausgewertet und interpretiert werden können. Dafür werteten wir Daten von vier bodenbiologischen Messnetzen (NABO, KABO AG, KABO BE und KABO GR) aus und beurteilten die mikrobiologischen Messwerte gemäss den Referenzwerten von Oberholzer et al. (1999). Diese Grundlagen zur Beurteilung von bodenbiologischen Messwerten müssen weiterentwickelt bzw. für gewisse Landnutzungen auch neu erarbeitet werden (vgl. dazu auch Empfehlungen in Gubler et al. 2020). Weiter präsentieren wir einen Zustandsindikator Q, der den aktuellen (bodenbiologischen) Zustand eines Standortes anzeigt. Unsere wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen, sowie der Ausblick haben wir in den folgenden Boxen zusammengefasst: Bodendaten unterschiedlicher Herkunft (vgl. Kap. 3.1) • Um mikrobiologische Daten über mehrere Jahre, zwischen verschiedenen Standorten und Messnetzen vergleichen zu können, sind eine standardisierte Probenahme und die Probenaufbereitung und Analyse durch stets dasselbe Labor anzustreben. • Die Daten der verschiedenen Messnetze kommen aus unterschiedlichen geographischen Regionen und weisen daher verschiedene Wertebereiche der Standorteigenschaften auf. • Wir empfehlen, den Vergleich von Standorten auf die Beurteilungen anhand der Referenzwerte (Beurteilungsklassen oder Zustandsindikatoren QBA, QFE-C und QSIR, siehe Kasten unten) zu beziehen. Damit werden unterschiedliche Standorteigenschaften miteinbezogen. Datenablage und -harmonisierung • Ein einheitliches Datenmanagement aller Bodendaten minimiert den Aufwand für die Harmonisierung von Daten vor der Auswertung. • Für die Ablage steht das Bodeninformationssystem NABODAT zur Verfügung. • Ebenfalls zu definieren ist der Datenfluss resp. die Schnittstelle zwischen Labor und dem Zielsystem (NABODAT). Unterschiedliche Periodizität der Beprobung (vgl. Kap. 3.2.1) • Die langfristige Entwicklung eines Kollektivs (z.B. aller Standorte eines Messnetzes) kann mit Hilfe eines Säulendiagramms visualisiert werden. Veränderungen über die Zeit sind jedoch nur interpretierbar, wenn für die einzelnen Zeitpunkte stets dasselbe Kollektiv betrachtet wird. • Deshalb sollten Zeitlücken bei Standorten, die nicht jährlich gemessen wurden, aufgefüllt werden, indem die Messwerte eines Standortes für jedes weitere Jahr konstant wiederholt werden bis eine neue Messung erfolgt. Dies ergibt lückenlose (virtuelle) Zeitreihen. Unterschiedliche Beprobungstiefen (vgl. Kap. 3.2.2) • Proben aus unterschiedlichen Tiefen können nicht anhand absoluter Werte miteinander verglichen werden, sondern nur mittels Quotienten wie QBA, QFE-C und QSIR (siehe Kasten unten) oder qCO2. • Das Referenzwertmodell für 0-10 cm Bodentiefe scheint auch für die Proben aus 0 20 cm geeignet zu sein. Möglicherweise braucht es aber eine zusätzliche Kompensation für die grössere Bodentiefe. Dies lässt sich nicht abschliessend beantworten, da die Datengrundlage in dieser Arbeit zu gering ist. • Eine einheitliche Beprobungstiefe aller Messnetze (0-20 cm für alle Nutzungen) wäre für schweizweite Auswertungen vorteilhaft und ist zu diskutieren. Die Referenzmethoden müssen entsprechend angepasst werden. Dabei ist abzuklären, welchen Einfluss eine geänderte Beprobungstiefe auf die Interpretierbarkeit von (bestehenden) Zeitreihen des jeweiligen Standortes hätte. Zustandsindikator Q = Quotient aus Messwert und Referenzwert (vgl. Kap. 2.4) • Standortspezifische Referenzwerte ermöglichen eine qualitative Beurteilung von mikrobiologischen Messwerten. • Der Zustandsindikator Q wird berechnet, indem der Messwert durch den standortspezifischen Referenzwert dividiert wird. Für die verschiedenen Messgrössen verwenden wir entsprechend QBA, QFE-C und QSIR. • Für QBA, QFE-C und QSIR = 1 entspricht der gemessene Wert dem standortspezifischen Referenzwert, für Q > 1 liegt er darüber, für Q < 1 darunter. • Anhand von Q lässt sich auch die bisherige qualitative Beurteilung in die fünf Klassen «sehr tief», «tief», …, «sehr hoch» ableiten. Zusätzlich sind mit Q aber auch Zu- und Abnahmen innerhalb einer Klasse sichtbar. • Im Gegensatz zu den fünf qualitativen Klassen ist Q eine kontinuierliche numerische Grösse. Dies vereinfacht die grafische Darstellung und statistische Auswertungen. • Q ist bei der Auswertung und graphischen Darstellung ganzer Kollektive vorteilhaft, weil die Resultate der einzelnen Standorte einfach aggregiert werden können. • Für die Kommunikation mit Landwirten und Laien sind die qualitativen Klassen wie «sehr hoch» oder «tief» zu bevorzugen. Metabolischer Quotient qCO2 zur Beurteilung des Mikrobioms (vgl. Kap. 3.3) • Bei der Interpretation von bodenmikrobiologischen Messungen kann qCO2 die Beurteilung anhand der Zustandsquotienten QFE-C und QBA sinnvoll ergänzen. • Zwischen qCO2 und QFE-C bzw. QBA besteht kein enger Zusammenhang, qCO2 kann als zusätzliche Information betrachtet werden. Vergleich der mikrobiologischen mit der physikalischen Beurteilungsform (vgl. Kap. 3.4) • Zwischen den beiden Beurteilungsformen sind bestimmte Zusammenhänge erkennbar, gewisse Böden werden sowohl aus mikrobiologischer Sicht als auch aus physikalischer Sicht ähnlich beurteilt, insbesondere wenn der Tongehalt zwischen 10-20 % liegt. • Für tonreiche und tonarme Böden liegen die Beurteilungen z.T. diametral zueinander. • Mit dem Zustandsindikator QFE-C bzw. QBA und dem Corg:Ton-Verhältnis werden unterschiedliche Funktionen resp. Aspekte des Bodens beurteilt. Für die mikrobiologische Beurteilung werden QFE-C und QBA verwendet. Hingegen kann für eine physikalische Beurteilungen der Bodenstruktur das Corg:Ton-Verhältnis eingesetzt werden. Ausblick (vgl. Kap. 1, Frage V) • Zur Beurteilung der mikrobiologischen Qualität von Graslandstandorten (oder anderen Nutzungen wie Waldstandorte oder Höhenstandorte) müssen standortspezifische Referenzwerte für die Biomasse FE, aber auch für die Basalatmung hergeleitet werden. • Es muss abgeklärt werden, wie die Referenzwertmodelle auf unterschiedliche Beprobungstiefen angewendet werden können oder ob die unterschiedlichen Beprobungstiefen in den Regressionsgleichungen kompensiert werden müssen. • Aktualisierung der bestehenden Modelle anhand neuerer und grösserer Datensätze. • Ausweitung der Datenbasis für die Erarbeitung von Indikatoren, d.h. Berücksichtigung weiterer Standorte. Als erster Schritt dafür wäre eine Analyse der potentiellen Standorte sinnvoll (Messnetzvergleich KABO-NABO). • Diskussion über eine einheitliche Beprobungstiefe für alle Landnutzungen und für alle zukünftigen Untersuchungen.
ISSN Print 2296-729X
ISSN en ligne: 2296-729X
Digital Object Identifier (DOI): https://doi.org/10.34776/as110g
ID publication (Code web): 45794 Envoyer par e-mail