Geschichte des Standortes Tänikon

Tänikon Kloster

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Tänikon (Kloster, Gutswirtschaft, Forschungsanstalt)

Mit dem Jahr 789 ist Tänikon ("Tanninchova") der am frühesten urkundlich erwähnte Ort in der Politischen Gemeinde Aadorf. Es gehört der Abtei St. Gallen, anschliessend den Grafen von Rapperswil und den Herren von Bichelsee.

Spätestens im Jahre 1249 wird das Frauenkloster gegründet. Vor der Reformation um 1520 muss es eine stattliche Anlage gewesen sein. Bauzeugen sind die Kirche, deren Dachstuhl bis 1362 zurückreicht und damit die Tänikoner Klosterkirche zu einem der ältesten noch erhaltenen Gebäude im Thurgau macht, und das Refental (1508). In den Wirren der Reformation (1525-1550) erlischt das klösterliche Leben praktisch. Das wiedererstandene Kloster erlebt im 17. Jahrhundert eine grosse Blüte, verbunden mit einer regen Bautätigkeit: Prälatenhaus 1616, Äbtissinnenhaus 1678 und Lilienthal 1640. Die prächtigen Glasscheiben im Kreuzgang geben Zeugnis vom Kunstsinn der Äbtissinnen. Bis zur politischen Umwälzung von 1798 üben die Klostervorsteherinnen in Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen-Maischhausen die niedere Gerichtsbarkeit aus. Das Rechtsverhältnis zwischen diesen Gerichtsgemeinden und dem Kloster ist in Offnungen, das heisst Dorfrechten, niedergelegt. Im frühen 19. Jahrhundert sind viele führende Thurgauer der Ansicht, die Klöster seien reich und "jedem gemeinnützigen Wirken fremd geblieben". Nach verschiedenen Massnahmen wie Einsatz staatlicher Klosterverwalter und Bewilligung bzw. Verbot von Novizenaufnahme beschliesst der Thurgauer Grosse Rat 1848 unter anderem die Aufhebung des Zisterzienserinnenklosters Tänikon. Die ausgewiesenen Klosterfrauen vereinigen sich erst 1869 mit den ebenfalls heimatlos gewordenen Schwestern der Klöster Kalchrain und Feldbach zum heute noch bestehenden Nachfolgekloster Mariastern-Gwiggen in der Gemeinde Hohenweiler (Vorarlberg).

Nach der Klosteraufhebung gehen die Kirche mit Friedhof, das Pfarrhaus mit Umschwung und Fondsgelder an die Kirchgemeinde Tänikon über. 1850 kauft Nina von Planta von Samaden das Klostergut. Neben der Gutswirtschaft stellt von 1857 bis 1918 eine Tonwarenfabrik Ziegel und Drainageröhren her. Letzte Gutsbesitzerin von 1936 bis zum Verkauf an die Eidgenossenschaft 1968 ist Emma Zuber-Schmid. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT) nimmt am 1. April 1969 ihre Arbeit auf; Direktoren sind Dr. Paul Faessler (1969-1981) und Prof. Dr. Walter Meier (seit 1981). 

Kirche

Das klassizistische Aussehen erhält sie im Wesentlichen beim grundlegenden Umbau 1829-1831. Kirchenpatron ist der heilige Bernhard von Clairvaux (Kirchenfest am 20. August bzw. am darauf folgenden Sonntag). Bemerkenswert ist die frühromantische Orgel aus der Klosterzeit (1835; Restauration 1975). In den Jahren 2001-2003 führt die Kirchgemeinde unter erheblicher Beihilfe von Bund, Kanton, Katholischer Landeskirche und Politischer Gemeinde Aadorf eine umfassende Sanierung des Dachstuhls und eine Renovation des Kircheninnern, vor allem auch der Stuckdecke durch. Das Pfarrhaus errichtet die Kirchgemeinde 1967 anstelle des Altbaus von 1853.

Klosterwappen: In Blau eine weisse Lilie

Per 1. Januar 2014 wurden alle Forschungsanstalten unter dem Namen Agroscope zusammengeführt. Agroscope wurde zum Kompetenzzentrum des Bundes für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft. Vier Institute sind entstanden unter einer einzigen Leitung (CEO). Gleichzeitig wurde ein Agroscope-Rat geschaffen, der für die strategische Ausrichtung zuständig ist.

Die Reform wurde 2016 weitergeführt, die Struktur von Agroscope vereinfacht. Per 1. Januar 2017 wurden die vier Institute und neunzehn Forschungsbereiche aufgehoben. Die Forschungs- und Vollzugsleistungen von Agroscope werden durch zehn neu geschaffene Einheiten erbracht – drei Kompetenzbereiche für Forschungstechnologie und Wissensaustausch sowie sieben Strategische Forschungsbereiche. Ziel bleibt, die Kernaufgaben der Forschungsanstalt für Land- und Ernährungswirtschaft effizienter, flexibler und mit klarerem Leistungsprofil erfüllen zu können.

Eine Einheit hat sein Zentrum in Tänikon: Wettbewerbsfähigkeit und Systembewertung.

Zeittafel

789 Erste urkundliche Erwähnung als „Villa Tanninchova"
1249 Gründung des Frauenklosters Tänikon. Klosterwappen: dreiteilige weisse Lilie auf blauem Grund. Weiterer Klostername seit etwa 1614: „Lilienthal". Kirchenpatron: Hl. Bernhard von Clairvaux (Kirchenfest am 20. August)
1320  Ettenhausen kommt zum Kloster Tänikon
1362  Kirche: Errichtung des noch vorhandenen Dachstuhls
1413  Das Kloster kauft Aadorf vom Kloster St. Gallen
1508  Bau des Refentals (ehemaliges Refektorium)
1509  Mit dem Kauf von Guntershausen verfügt das Kloster über die niedere Gerichtsbarkeit in Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen.
1525-1550 Das klösterliche Leben erlischt infolge der Reformationswirren beinahe
1617 Das Prälatenhaus als Gastbau der Äbte des Klosters Wettingen wird errichtet
1640  Bau des Lilienthals, bis 1961 Gastwirtschaft
1663  Kirche: Einzug einer gewölbten Decke anstelle der alten Flachdecke
1678  Bau des Äbtissinenhauses als Repräsentationsbaute der Klostervorsteherin
1798  Das Kloster verliert die Gerichtsherrschaft über Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen
1831  Durch einen grundlegenden Umbau erhält die Kirche das heutige klassizistische Aussehen
1835  Einbau der frühromantischen Orgel; 1975 restauriert
1838  Bau der Klosterscheune als letzte Baute des Klosters
1848  Der Thurgauer Grosse Rat hebt das Zisterzienserinnenkloster Tänikon auf
1850  Frau Nina von Planta, Samaden GR, kauft das Gut Tänikon
1857-1918  Industrielle Tonwarenfabrik (Ziegel, Röhren usw.)
1883  An die Klosterscheune wird quer ein Hallenstall angebaut
1936  Emma Zuber-Schmid kauft das Gut Tänikon
1963  Kirchenrenovation
1967  Neubau des Pfarrhauses
1968  Erwerb durch die Eidgenossenschaft
1969  Am 1. April 1969 nimmt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT) ihre Tätigkeit auf. Direktoren: Dr. Paul Faessler 1969-1981, Prof. Dr. Walter Meier 1981-2004
1976  Bezug der Neubauten in der historischen Zone: Bürogebäude, Personalrestaurant und Gästetrakt
1981  Offizielle Einweihung der Neubauten und restaurierten historischen Klostergebäude
1981  Eröffnung der Landtechnischen Entwicklungsschau (Agrotechnorama)
1989  Jubiläumsjahr „1200 Jahre Tänikon"
2001-2003  Renovation des Dachstuhls und des Kircheninnern