Willy Kessler: Beziehung zwischen Agroscope und Praxis stärken

Willy Kessler

«Ich bin ein Bauernsohn und zusammen mit vier Geschwistern auf dem Familienbetrieb meiner Eltern aufgewachsen. In meiner Jugend wollte ich – wie meine Eltern – Landwirt werden», blickt Willy Kessler (Jahrgang 1956) zurück. Doch es kam anders: Der Besitzer des elterlichen Pachtbetriebs konnte der Familie keine sichere Perspektive bieten; also entschied er sich stattdessen vorerst für das Gymnasium. «Danach lag es für mich auf der Hand, an der ETH Zürich Agronomie zu studieren.» Für ihn war es auch «normal», während seiner Schul- und Studienzeit – bis seine Eltern nach Kanada auswanderten – auf dem elterlichen Betrieb mit den Hauptbetriebszweigen Milchwirtschaft und Futterbau mitzuarbeiten.

Willy Kessler ist bei Agroscope seit dem 1. Januar 2017 Leiter des Kompetenzbereichs Pflanzen und pflanzliche Produkte mit Hauptsitz in Wädenswil. Nach dem Agronomie-Studium und einem Doktorat an der ETH Zürich folgten ein Post-Doc-Aufenthalt in Wales (UK) und drei Jahre Oberassistenz wiederum an der ETH Zürich. Zu Agroscope kam er 1991, vorerst als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die produktionstechnischen Belange des Naturfutterbaus. Nach einem Jahr als Forschungsgruppenleiter übernahm er 2001 erstmals die Leitung eines Forschungsbereichs und die Verantwortung für Vollzugs- und Forschungsaufgaben im Acker- und Futterbau. Seit 2001 ist er auch Geschäftsführer der Sektion Deutschschweiz der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus AGFF und seit 2004 Sekretär der European Grassland Federation EGF. Seit 2013 ist er zudem Stiftungsratsmitglied der Fondation Sur-la-Croix, die Projekte und Aktivitäten zugunsten einer nachhaltigen Landwirtschaft finanziell unterstützt.

Besonders gerne erinnert er sich an seine ersten Jahre an der Forschungsanstalt (damals Forschungsanstalt für landwirtschaftlichen Pflanzenbau FAP genannt) und die Ausstellungen vor grossem Publikum – insbesondere an die Olma-Sonderschau 1992 «Die Schweiz – ein Grasland». Diese war so erfolgreich, dass sie nach dem Auftritt in St. Gallen auch noch an der BEA in Bern, Luga in Luzern und Züspa in Zürich gezeigt wurde. Kessler: «Dank dieser Sonderschau gelang es mir, innert kürzester Zeit ein grosses persönliches Netzwerk aufzubauen.»

Faszinierend an der Arbeit bei Agroscope findet er den Mix von Themen, Tätigkeiten und Kontakten: Der Umgang mit den Menschen innerhalb von Agroscope – darunter Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedensten Fachrichtungen – und den Kundinnen und Kunden ausserhalb von Agroscope sei vielfältig und spannend.

Und wo sieht er die grössten Herausforderungen in seiner neuen Aufgabe als Leiter des neuen Kompetenzbereichs? – Neben den vertrauten Gebieten Futter- und Ackerbau deckt Willy Kessler mit dem neuen Bereich auch den Obst-, Gemüse- und Weinbau ab. «Ein breites Gebiet – eine grosse Herausforderung und ein gewaltiger Kick für einen über 60-Jährigen», sagt er nicht ohne Augenzwinkern. Ein persönliches Ziel besteht darin, sein Wissen und Netzwerk zu erweitern, und die Beziehungen sorgfältig zu pflegen, denn «gute Kontakte sind wichtig». Sein Kompetenzbereich soll bei Agroscope für die Pflanzen-Branche die wichtigste Eintrittspforte und Drehscheibe für den Wissensaustausch sein. Den Bereich in den nächsten Jahren so zu positionieren, dass er die Erwartungen der internen und externen Kundschaft erfüllen kann, steckt er sich als weiteres Ziel. «Über unsere hervorragenden Leistungen und eine gezielte Vernetzung wird es uns gelingen, die Wahrnehmung von aussen und die Akzeptanz des Forschungsunternehmens Agroscope zu steigern», ist er überzeugt.

Für Freizeit und Hobbies bleibt wenig Zeit. Als Hobby bezeichnet er etwa sein soziales Engagement als Präsident der Wohnbaugenossenschaft Reckenholz. In diesem Gremium setzt er sich seit 1995 für das Gedeihen der bald 50-jährigen Genossenschaft ein und trägt die Verantwortung für die Verwaltung der Liegenschaften mit insgesamt 62 Wohnungen, welche zahlreichen Agroscope-Mitarbeitenden günstigen und grosszügigen Wohnraum und ein Zuhause in Reckenholz-Nähe bieten. Dann verbringt er auch gerne Zeit daheim in Hedingen ZH und in seinem Garten, in der freien Natur beim Wandern oder Velofahren, mit seiner Ehefrau und den beiden erwachsenen Kindern.

Datum: September 2017