Informationen November 2021

Fachstelle-IDF-Codex

Im Internationalen Milchwirtschaftsverband (International Dairy Federation IDF) sind über 50 Experten aus der Schweiz vertreten. Agroscope leitet im Auftrag der Branche die «Fachstelle IDF / Codex». Zusammen mit der Schweizerischen Milchkommission SMK sichert diese sowohl Interessensvertretung als auch Informationsfluss zwischen IDF, Experten und Schweizer Milch- und Käsebranche. Hier weist sie auf aktuelle Themen hin.

Neuigkeiten im Herbst 2021

IDF Community tauscht sich erstmals seit dem Pandemieausbruch wieder physisch aus: Vom 10. – 12. September fanden in Kopenhagen die IDF Generalversammlung, Meetings der ständigen Kommissionen, von Arbeitsgruppen und weiterer Gremien in hybrider Form vor Ort und virtuell statt. «A changing climate for dairy» – ein sich änderndes Klima für Milch und Milchprodukte war der Titel der darauf folgenden IDF Global Dairy Conference in Kopenhagen vom 13. - 15. Oktober 2021. 180 Leute trafen sich vor Ort, weitere 215 nahmen virtuell teil. Nachhaltige und gesunde Ernährung waren die Hauptthemen.



Dänische Agrar- und Ernährungsbranche verpflichtet sich zu 55 – 65% Klimagasreduktion

Der dänische Agrarminister Rasmus Prehn und die EU-Kommissarin Stella Kyriakides erklärten die Herausforderungen des Sektors in der Nachhaltigkeit, besonders bezüglich des Klimawandels. Die dänische Land- und Ernährungswirtschaft hat mit der Regierung eine Vereinbarung getroffen, 55 – 65% der klimarelevanten Emissionen bis 2030 zur reduzieren. Forschung und Innovationen dazu werden unterstützt. Der Agrarminister erwähnte die Reduktion der Methanemissionen der Kühe und die Reduktion von Lebensmittelverschwendung, 280'000 t/Jahr, bevor Produkte die Konsumierenden erreichen. Arla Foods als dominierende genossenschaftlich organisierte Molkereigruppe spielt im Milchsektor Dänemarks eine Schlüsselrolle. Der CEO Peder Tuborgh erklärte, dass fast jedes Arla-Mitglied den CO2e-Fussabdruck seines/ihres Landwirtschaftsbetriebes kenne, 1.12 kg CO2e /kg Milch im Durchschnitt. Fünf Ansatzpunkte auf den Höfen sind Futtereffizienz, Dünger-Management, Reduktion überschüssigen Proteins im Futter, Landnutzungsmanagement und gesunde Kühe. Die Nutzung aller Nebenströme inkl. ihrer Mikro-Nährstoffe in den Molkereien und Käsereien für die menschliche Ernährung sind ein zentraler Punkt für die Nachhaltigkeit. An der Liebefelder Milchtagung von Anfangs März 2022 werden wir ausführlicher berichten. 

IDF Global Dairy Conference 2021
Be part of pathways to dairy net zero

Ansprechperson


Schweizer Forscher entwickelte ein Modell zur Quantifizierung der Gesundheits- und Umweltwirkungen der Ernährung - gelesen von bis zu 1 Milliarde Menschen

Der Schweizer Forscher Olivier Jolliet stellte an der IDF Global Dairy Conference sein kombiniertes Modell zur Einschätzung der gesundheitlichen Wirkung von Lebensmitteln sowie seinen Umweltwirkungen vor, entwickelt mit seinem Team an der University of Michigan, USA. 17 kombinierte Gesundheitsfaktoren basierend auf epidemiologischen Studien und 18 Umweltindikatoren fliessen in die Beurteilung ein. So wird z.B. berechnet, dass bei übermässigem Konsum 1 g Kochsalz zum Verlust von 3 min, und bei zu tiefem Konsum 1 g Nüsse und Samen zu einem Gewinn von 0.8 min gesunden Lebens führen. Milch und Milchprodukte wirken im Modell als Ganzes etwa neutral auf die Gesundheit, was durch Kalzium gewonnen wird, werde durch Salz in Käse wieder neutralisiert. Joghurt zeigte je nach Produkt 0 bis 7 min Gewinn pro Portion. Bezüglich Treibhausgasemissionen pro Portion sind Milch und Milchprodukte auf einem vergleichsweise guten tiefen Niveau, in der Abbildung in der Mitte und bei 0.5 kg CO2e/Portion. Starke Efforts zur Reduktion seien jedoch unumgänglich für das Überleben der Branche. Würden 10% einer ungünstigen amerikanischen Diät durch Früchte, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und ausgewählte Meeresfrüchte ersetzt, so könnten 48 min gesundes Leben täglich gewonnen und 33% der Treibhausgasemissionen aus der Ernährung eingespart werden.

Publikation: Small targeted dietary changes can yield substantial gains for human health and the environment (Nature Food, PDF)

Website: The Conversation

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