Einheimische Parasitoide zur Kontrolle einer exotischen Rebenminiermotte

Rebenminiermotte

Die gebietsfremde Miniermotte Aspilanta oinophylla verursacht zunehmend Schäden in Tessiner Rebbergen. Das Kompetenzzentrum Neobiota von Agroscope versucht, die natürlichen Interaktionen zwischen dem Schädling und einheimischen Parasitoiden zu fördern.

Aspilanta oinophylla stammt ursprünglich aus Nordamerika und hat sich von Italien aus in den Tessiner Rebbergen ausgebreitet. In Italien wurde sie bereits 2006 beobachtet. Die Raupen dieses kleinen, noch wenig bekannten Falters können grosse Schäden anrichten, indem sie Minen in die Blätter der Reben bohren. Dies beeinträchtigt die Photosynthese und kann sich negativ auf die Qualität der Trauben und des Weins auswirken.

Flughöhepunkte im Juni und August

Im Tessin entwickeln sich pro Jahr zwei Generationen mit einem ersten Flughöhepunkt Mitte Juni und einem zweiten ab Mitte August. Das Weibchen von Aspilanta oinophylla legt ihre Eier von unten ins Blattgewebe; sobald die Larve schlüpft, dringen die Raupen in die Blätter ein und ernähren sich, indem sie Minen in die Blätter bohren. Dann spinnt sie eine Schutzhülle, verlässt das Blatt an einem Seidenfaden hängend und verpuppt sich an verschiedenen Trägern (Drähten, Netzen, Pfählen, Stängeln, Trieben). Aus diesen Puppen schlüpfen anschliessend wieder erwachsene Motten. Die Raupen der zweiten Generation von A. oinophylla überwintern als reife Larven im Inneren der Schutzhülle.

Potenzial für eine natürliche Regulierung

Der gebietsfremde Schädling könnte auf natürliche Weise mit einheimischen Antagonisten kontrolliert werden. Parasitoide Mikrowespen, die ihre Eier in die Larven der einheimischen Miniermotten legen, könnten den Schädling effektiv bekämpfen. Das Kompetenzzentrum Neobiota von Agroscope erforscht in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Bern (nmbe.ch), welche Umweltbedingungen (Pflanzen und Lebensraumtypen) die Aktivität und Vielfalt dieser Antagonisten am besten fördern. Ziel ist es, in der Nähe von Rebbergen für die kleinen Parasitoiden günstige Lebensräume zu schaffen.
In zwei aufeinander folgenden Jahren nehmen die Wissenschaftler Proben von minierten Blättern in 15 Tessiner Rebbergen. Die Proben werden in ein Labor gebracht, um die verschiedenen Parasitoide zu identifizieren und deren Wirksamkeit zu beurteilen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von den Stiftungen Sur-la-Croix und Minerva unterstützt.

Zentrale Rolle des Kompetenzzentrums Neobiota

Das Kompetenzzentrum Neobiota entwickelt Bekämpfungsstrategien, um die Ausbreitung neuer Krankheitserreger, Schädlinge und invasiver Pflanzen zu verhindern und einzudämmen. Das Zentrum liegt im Tessin, einer Region mit besonders hohem Risiko für das Einschleppen von Organismen. Die Forschung ist daher nicht nur für den Kanton Tessin, sondern auch für die ganze Schweizer Landwirtschaft von grosser Bedeutung.
Das Kompetenzzentrum Neobiota ist eine Partnerschaft zwischen Agroscope, dem Kanton Tessin und der Beratungszentrale agridea, in enger Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

Kontakt

Weitere Informationen

Japankäfer Neobiota

Kompetenzzentrum Neobiota

Das Kompetenzzentrum Neobiota in Cadenazzo (TI) entwickelt Bekämpfungsmethoden, um die Ausbreitung neuer Krankheitserreger, Schädlinge und invasiver Pflanzen zu verhindern und einzudämmen. Der Druck dieser unerwünschten gebietsfremden Organismen nimmt zu und stellt eine potenzielle Bedrohung für die Schweizer Landwirtschaft dar.

Merkblatt Agridea (Französisch)

Letzte Änderung 27.08.2024

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