Potenziale zur Reduktion der Stickstoffverluste

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Europäische Experten diskutierten bei Agroscope eine Neubewertung der Hofdünger als Stickstofflieferanten als Beitrag für ein optimiertes Nährstoffmanagement in Praxis und Vollzug.

Die Tierhaltung bildet die wichtigste Säule der Schweizer Landwirtschaft. Dabei fallen tierische Exkremente an, die wertvolle Nährstoffe enthalten und damit zum bedeutendsten Dünger für die Pflanzenproduktion werden. Stickstoff, als wichtigster Pflanzennährstoff, geht allerdings entlang der Hofdüngerkaskade - im Stall, auf Weiden, im Hofdüngerlager, bei der Ausbringung der Hofdünger und später auf dem Feld – zu grossen Teilen in Form von Ammoniakverflüchtigung und Nitratauswaschung verloren. Ebenso treten Verluste in Form von Lachgas, ein starkes Treibhausgas, auf. Diese Verluste haben negative Auswirkungen auf natürliche und seminatürliche Ökosysteme sowie Wälder in sensitiven Bereichen wie z.B. den nördlichen Alpen. Auf nationaler Ebene findet sich nur rund ein Drittel des Stickstoffs, der in Form von externen Düngern und Futtermitteln auf landwirtschaftliche Betriebe gelangt, tatsächlich in landwirtschaftlichen Produkten wieder. Zwei Drittel sind nicht genutzte Überschüsse, welche zu grossen Teilen verloren gehen. Erklärtes Ziel der Schweizer Politik ist es, diese Überschüsse bis 2030 um 20% zu reduzieren (parlamentarische Initiative 19.475, Bundesratsbeschluss vom 13. April 2022). Dazu sollen die Schweizer Regelwerke an den aktuellen Wissensstand angepasst werden.

Im Rahmen eines dreitägigen Workshops (4. bis 6. Mai) am Agroscope-Standort Reckenholz diskutierten führende Europäische Experten aus Forschung, Verwaltung und Praxis die wissenschaftlichen Grundlagen wie Stickstoffverluste entlang der Hofdüngerkaskade quantifiziert und reduziert werden können und wie der Stickstoffausnutzungsgrad von Hofdüngern verschiedener Tierkategorien präziser bewertet werden kann. Die Experten stammten aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz.

Wichtige Themen in diesem Workshop waren die nach «bester landwirtschaftlicher Praxis» unvermeidlichen Verluste entlang der Hofdüngerkaskade, insbesondere durch Ammoniakverflüchtigung und Lachgas, bekannte und neue Techniken, um Verluste aus Stall, Lagerung und bei der Ausbringung zu reduzieren, sowie die Schätzung der Nitratauswaschungspotentiale unter verschiedenen Produktionssystemen. Ein Kernthema war auch das Potenzial der langfristigen Stickstoffausnutzung im Pflanzenbau nach wiederholter Hofdüngerapplikationen, wie dies in der Schweiz die Regel ist. Abschliessend wurden Beispiele der administrativen Umsetzung zur Verbesserung der Stickstoffausnutzung aus Hofdüngern aus verschiedenen Ländern gezeigt. Am Ende des Workshops wurden in einer Synthese die Teilergebnisse aus Gruppenarbeiten und Plenumsbeiträgen zusammengefasst und diskutiert. Das Ergebnis bildet die Basis für eine internationale Publikation, die wiederum den Stand des Wissens und realistische Ziele zur Verbesserung der Stickstoffausnutzung sowie die Einschätzung der führenden Europäischen Wissenschaftler abbilden soll. Das gesammelte Wissen soll zur Revision Schweizer Regelwerke genutzt werden und kann somit zur Erreichung des Reduktionsziels von 20% der Stickstoffüberschüsse beitragen.

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Versuchsstation Nährstoffflüsse

Die Eindämmung von Stickstoff- und Phosphorüberschüssen aus der Tierhaltung ist ein Forschungsschwerpunkt dieser Versuchsstation.

Letzte Änderung 14.06.2022

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