Neue Strategien im Pflanzenschutz sind gefragt

Am 2. September 2020 fand am Strickhof in Wülflingen die interkantonale Fachtagung Freilandgemüse statt. Forschende von Agroscope präsentierten dort den rund 140 Besuchern ihre aktuellen Versuche zum Thema Pflanzenschutz.

Pflanzenschutz im Schweizer Gemüsebau ist eine Herausforderung: Der Einsatz von chemischen Mitteln soll reduziert werden und die Palette verfügbarer Wirkstoffe wird immer kleiner. Um dennoch qualitativ hochwertiges Gemüse zu produzieren, sind neue Strategien gefragt. Das Team der Extension Gemüsebau arbeitet an Lösungen für diese Problematik. An der Fachtagung Freilandgemüse am Strickhof zeigte Agroscope neben Versuchen mit klassischen Pflanzenschutzmitteln vor allem alternative Möglichkeiten auf.

Die Bekämpfung von Falschem Mehltau in Salat werde auch in Zukunft anspruchsvoll bleiben, erläuterte Matthias Lutz. Auch deshalb, weil immer weniger Wirkstoffe für die Bekämpfung zur Verfügung stehen werden. Die Versuche mit Resistenzinduktoren und anderen alternativen Mitteln haben eine mittlere Wirkung gezeigt. «Bei Salaten ist es möglich, unter Einbezug von alternativen Produkten eine wirksame Strategie zu entwickeln», lautete das Fazit von Matthias Lutz.

Falscher Mehltau bei Zwiebeln ist schwierig zu bekämpfen. Von den geprüften Wirkstoffen hatte lediglich einer eine sehr gute Wirkung; dieser ist allerdings in der Schweiz nicht zugelassen. Die getesteten alternativen Mittel hatten bei Zwiebeln keinen Effekt auf den Mehltaubefall.

Für die Unkrautbekämpfung in Zwiebeln wurden verschiedene Herbizidstrategien geprüft. Dabei wurden auch Naturherbizide, die auf organischen Säuren basieren, miteinbezogen. Diese könnten teilweise chemisch-synthetische Mittel ersetzen, erklärte Reto Neuweiler. Eine mögliche Strategie wäre, das Unkraut zu Beginn mit organischen Säuren zu bekämpfen, bis die Zwiebeln eine ausreichende Grösse für die mechanische Unkrautbekämpfung haben. Allerdings sind derzeit organische Säuren in der Schweiz in Zwiebeln noch nicht zugelassen.

Für Karotten wurden ebenfalls diverse Herbizidstrategien getestet. Je nach Bodenverhältnissen und Unkrautdruck empfiehlt Jürgen Krauss unterschiedliche Strategien. In jedem Fall sei aber wichtig, dass der Unkrautbesatz von Beginn weg gering gehalten werde, denn grosse Unkräuter können mit den bewilligten Herbiziden nicht mehr ausreichend bekämpft werden.   

In den vergangenen Jahren hatten Erdflöhe vermehrt Schäden an verschiedenen Kohlarten verursacht. Zu deren Bekämpfung wählte Anouk Guyer in ihrem Versuch zwei Ansätze: zum einen testete sie alternative Präparate zum chemischen Pflanzenschutz und zum anderen die Wirkung einer Untersaat. Erste Versuchsergebnisse zeigen, dass die repellent wirkenden Pflanzenschutzmittel in Chinakohl nur eine geringe Wirkung haben. Durch die Untersaat hingegen konnte eine Abnahme des Frasses bewirkt werden.

In Brokkoli wurden verschiedene Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Naturstoffen gegen die Weisse Fliege getestet. Mit diesen konnte allerdings nur eine Teilwirkung erzielt werden. Daher sei es laut Cornelia Sauer wichtig, die noch zur Verfügung stehenden klassischen Insektizide gezielt einzusetzen, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Als wirksamste Massnahme stuft Cornelia Sauer die Vorbeugung ein. «Erntetag muss Feldhygienetag sein», appellierte sie.

Ein neuer Ansatz zur Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln ist die Spot-Spraying-Technik. Dadurch, dass gezielt die Pflanze und nicht wie üblich die ganze Fläche behandelt wird, könnten in jungen Kulturstadien 70 % bis 80 % Pflanzenschutzmittel eingespart werden, erklärten René Total und Pascal Haberey.

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Letzte Änderung 01.10.2020

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