Erfolgreicher Gemüsebautag 2019

Gemüsebautag 2019

Bei Sonnenschein fand am 28.08.19 der Wädenswiler Gemüsebautag statt. Er stand im Zeichen der Entwicklung von Lösungsstrategien für aktuelle Pflanzenschutzprobleme.
 

Beim Versuchsrundgang konnten sich die Besucherinnen und Besucher an den verschiedenen Posten ein Bild machen vom aktuellen Stand der Agroscope-Forschung, um nachhaltige Lösungen gegen aktuelle Pflanzenschutzprobleme im Gemüsebau zu entwickeln. Die Öffentlichkeit fordert gegenwärtig alternative Pflanzenschutzstrategien, die in erster Linie auf nicht-chemischen Massnahmen basieren.
 

Biotaugliche Massnahmen werden erforscht

Am Beispiel der Kohlfliege wird die Bekämpfung mittels Pilzen und Nematoden erforscht: Diese sollen Schadinsekten befallen und werden aktuell im Rahmen eines internationalen Projekts geprüft. Diese Technologie muss noch weiterentwickelt und optimiert werden, bevor sie in der Gemüsebaupraxis zum Einsatz kommen kann.
Gallennematoden können in Erdkulturen im Gewächshausanbau erhebliche Schäden verursachen und lassen sich mit aktuellen Mitteln nicht ausreichend bekämpfen. Die Suche nach neuen Bekämpfungsmitteln auf nicht-chemischer bzw. mikrobieller Basis läuft daher bei Agroscope auf Hochtouren.
 

Die Klimaerwärmung verschärft die Probleme

Im Zuge der Klimaerwärmung können sich Pflanzenschutzprobleme auch in Schweizer Gemüsebaugebieten verstärken. Dies führt dazu, dass sensible Kulturen mit den bisher angewandten Massnahmen und Mitteln nicht mehr ausreichend geschützt werden können. So hat der Befallsdruck durch die Weisse Fliege in den letzten Jahren stark zugenommen. Aktuell werden verschiedene Bekämpfungsmittel wie Gesteinsmehl und Öle als mögliche zusätzliche Bausteine künftiger Bekämpfungsstrategien auf ihre Wirksamkeit gegen die Weisse Fliege bei Rosenkohl und Broccoli geprüft.
Alternaria-Pilze treten bei Broccoli neuerdings in verstärktem Masse vor allem auf dem Ernteprodukt selbst auf, was zu erheblichen Qualitätsproblemen und somit zu Ernteausfällen führt. Aktuell prüft Agroscope in ausgedehnten Freilandversuchen neue Bekämpfungsmassnahmen.
 

Lagerverluste vermeiden

Die Innovationsfreudigkeit der Schweizer Gemüsebranche ist gross. Neue sowie wiederentdeckte einheimische Gemüsearten gewinnen rasch an Anbaufläche. Ein Beispiel dafür ist die Knoblauchkultur. In jüngster Zeit jedoch breiten sich während der Lagerung an den geernteten Knollen Pilzkrankheiten aus, die sowohl bodenbürtig sind als auch auf das Pflanzgut zurückzuführen sein können. Ein Beispiel ist die Pilzkrankheit Embellisia allii, die unlängst vermutlich mit Pflanzgut eingeschleppt worden und erstmals in der Schweiz durch Agroscope nachgewiesen worden ist. Sie führt inzwischen neben anderen Erregerarten zu erheblichen Lagerverlusten. Versuche zur Desinfektion von Pflanzgut mit verschiedenen Desinfektionsmitteln zeigen erste Erfolge bezüglich Verträglichkeit und Effektivität. In Praxisersuchen prüft Agroscope nun Möglichkeiten der Pflanzgutdesinfektion, gefolgt von einer Behandlung mit Mikroorganismen als Gegenspieler von Lagerkrankheiten.
 

Erdmandelgras ist immer noch aktuell

In der Schweiz stark in Ausbreitung begriffen ist das Erdmandelgras (Cyperus esculentus), das insbesondere konkurrenzschwachen Gemüsekulturen stark zu schaffen macht. In Ergänzung zu Hygienemassnahmen wurden auch Langzeitversuche zur Sanierung von bereits stark verseuchten Gemüsebauflächen durchgeführt. Diese zeigen, dass der Befallsdruck bei konsequenter Bekämpfung, die sich in der Maiskultur am besten bewerkstelligen lässt, über die Jahre kontinuierlich abnimmt. Wirksame Bekämpfungsstrategien beinhalten neben den im Mais bewilligten Herbiziden die mechanische Bekämpfung. Die einzelnen Massnahmen müssen so ausgerichtet sein, dass das Erdmandelgras von Mai bis in den Spätsommer laufend bekämpft wird. Auf diese Weise kann die Bildung von neuen Knöllchen verhindert werden.
 

Naturherbizide kommen auf

In der direkten Bekämpfung von Schaderregern stossen sogenannte Naturherbizide auf der Basis von organischen Säuren auf Interesse. Sie gehören zu den Kontaktherbiziden mit Abbrennwirkung. Bis anhin wurden solche Mittel nicht auf die Kulturpflanzen selbst appliziert. Zahlreiche Versuche zeigen, dass sich Naturherbizide insbesondere im Zwiebelanbau als Alternative zu herkömmlichen Kontaktherbiziden eignen.
 

Bis zu 90% Pflanzenschutzmittel einsparen

Verlustarme Applikationstechniken liegen im Hinblick auf die Umweltschonung im Trend. Die im Rahmen eines vom BLW finanzierten AgrIQnet-Projekts durchgeführten Praxisversuche mit Spritzrobotern eröffnen neue Perspektiven. Diese Technologie basiert darauf, dass über kameragesteuerte Spritzdüsen gezielt nur die zu schützenden Einzelpflanzen besprüht werden (Spotspraying). Auf diese Weise wird verhindert, dass auch die nicht von Gemüsepflanzen bedeckte Bodenoberfläche mit Spritzbrühe benetzt wird. Beim Einsatz dieses Geräts sind in frühen Entwicklungsstadien beachtliche Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln von 80 bis 90 % möglich.
 

Der Wädenswiler Gemüsebautag hat gezeigt, dass die Forschenden von Agroscope auf breiter Front an praxistauglichen Lösungen für die Land- und Ernährungswirtschaft arbeiten.
 

Letzte Änderung 03.09.2019

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