EAAE-Seminar: landwirtschaftliches Einkommen besser messen

Tanikon

Am 5. und 6. September 2019 fand am Agroscope-Standort Tänikon das 171ste Seminar der Europäischen Agrarökonomiegesellschaft statt.

Das Thema des Seminars dreht sich um das ‘Einkommen und Wohlergehen von Familienbetrieben in der Europäischen Landwirtschaft – neue Ansätze für Messung, Bewertung und Politikgestaltung’. Organisatoren des Seminars sind: der Forschungsbereich Wettbewerbsfähigkeit und Systembewertung von Agroscope (vertreten durch Nadja El Benni) und die Gruppe für Agrarökonomie und -politik der ETH Zürich (vertreten durch Robert Finger).

Während des Seminars suchen die Teilnehmenden Antworten auf folgende Kernfragen: Wie entwickeln sich Einkommenshöhe und Einkommensschwankungen über die Zeit hinweg? Wie verteilen sich die Einkommen innerhalb des landwirtschaftlichen Sektors? Die erwähnten drei Faktoren sind gute Indikatoren für die Lebensfähigkeit des gesamten Agrarsektors. Sie müssen in die politische Diskussion einfliessen. Fachleute präsentieren dazu neue Ansätze, um das Einkommen zu messen und zu bewerten sowie um die Politik zu gestalten. Und sie thematisieren zudem, wie sich verändernde Rahmenbedingungen in der Politik, vom Markt und Klimaveränderungen auf die wirtschaftliche Situation der Landwirtinnen und Landwirte auswirkt.

Am Seminar präsentierte Beiträge zeigen, zum Beispiel, dass sich landwirtschaftliche Familienbetriebe oft zu wesentlich komplexeren wirtschaftlichen Einheiten entwickelt haben, die durch viele unterschiedliche Einkommensquellen innerhalb und ausserhalb der Landwirtschaft gekennzeichnet sind. So wie heute die wirtschaftliche Situation der Landwirtschaft und das Wohlergehen von Familienbetrieben gemessen und bewertet wird, etwa nur über das landwirtschaftliche Einkommen, reicht nicht mehr aus. Um die Situation adäquat abzubilden, braucht es neue Methoden und Tools.

Weitere Beiträge des Seminars beschäftigen sich mit der Quantifizierung der Einkommensungleichheit innerhalb des Agrarsektors. Im Vordergrund steht dabei unter anderem, welchen Verteilungseffekt Agrarpolitik und Direktzahlungen haben. Dabei zeigt sich auf internationaler Ebene, dass trotz der einkommenswirksamen Direktzahlungen ein vergleichsweise hoher Anteil landwirtschaftlicher Betriebe in den niedrigen Einkommensklassen zu finden ist.

Ein abschliessender Fokus liegt auf dem Risikomanagement landwirtschaftlicher Betriebe. Fachleute konnten zeigen, dass volatilere Märkte, zunehmende Wettervariabilität und eine höhere Häufigkeit und Stärke extremer Ereignisse wie Hitzewellen und Dürren das Risiko für die Landwirtschaft merklich erhöhen. Es werden Potentiale aber auch Risiken einer zunehmenden Diversifizierung aufgezeigt. Neue Versicherungsmöglichkeiten, zum Beispiel basierend auf Satellitenbildern, stehen als mögliche Lösungen zur Diskussion.  

Letzte Änderung 10.09.2019

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