Die Tiermedizinerin Dr. Sara Hintze hat für ihre an der Universität Bern 2017 eingereichte Dissertation „Beyond words... Kognitive und ethologische Ansätze zur Beurteilung von Emotionen bei Pferden“ den am höchsten dotierten der drei renommierten Forschungspreise der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) gewonnen. Die Studie wurde an der Abteilung Tierschutz der Vetsuisse Fakultät der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Pferdezucht und Haltung des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope durchgeführt.
Tierschutz ist ein gesellschaftliches Anliegen von großer Bedeutung und basiert auf der Annahme, dass Tiere empfindungs- und leidensfähige Wesen sind. Da wir jedoch keinen direkten Zugang zu der Gefühlswelt eines anderen Individuums haben, benötigen wir Indikatoren, um indirekt auf die Gefühle von Tieren schließen und folglich ihr emotionales Wohlergehen beurteilen zu können. Ziel dieser Arbeit war es, potentielle kognitive und ethologische Indikatoren für die Beurteilung von Emotionen bei Pferden zu untersuchen.
Ein kognitives Testverfahren ging der Frage nach, inwieweit bei Pferden Entscheidungen in nichteindeutigen Situationen vom emotionalen Zustand des Individuums abhängen. Dieser Test auf kognitive Verzerrung (Judgement Bias Task) ist in der Studie methodisch optimiert worden. Im Rahmen ethologischer Untersuchungen wurde zudem erstmals eine Skala zur Erfassung unterschiedlicher Aspekte der Augenfalten beim Pferd entwickelt und ein Zusammenhang zwischen Veränderungen mancher Aspekte der Augenfalten und der emotionalen Gestimmtheit der Tiere wissenschaftlich nachgewiesen. In einer abschließenden Studie wurde eine qualitative Methode (Qualitative Behaviour Assessment) anhand des Ausdrucksverhaltens der Pferde in vier emotionalen Situationen experimentell validiert.
Mehr dazu unter www.ign-nutztierhaltung.ch
Letzte Änderung 30.11.2017