Weshalb Betriebsleitende in ein Melksystem investieren

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Die Verringerung von Arbeitsaufwand und körperlicher Belastung sind die Hauptgründe für die Investition in ein Melksystem. Beim Melkstand steht zusätzlich die Vergrösserung des Betriebs und bei automatischen Melksystemen die Verbesserung der Arbeitszeiten im Vordergrund.

Rund 40% der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe halten Milchkühe. Ihr Einkommen ist im Vergleich mit anderen Betriebstypen unterdurchschnittlich. Viel Arbeitszeit brauchen Milchviehhaltende für das Melken. Die Wahl des Melksystems hat denn auch einen grossen Einfluss auf den Arbeitsaufwand und die Kosten. Agroscope hat deshalb untersucht, welches die Gründe für die Investition in eine Melkanlage sind und ob die Betriebsleitenden ihr Ziele erreicht haben.

Gründe für den Melkstand: mehr Tiere, mehr Tierwohl

Die Antworten von rund 450 Betriebsleitenden zeigten, dass die Verringerung von Arbeitsaufwand und körperlicher Belastung der Hauptgrund ist, in ein Melksystem zu investieren, sei es nun eine Eimer- oder Rohrmelkanlage, ein Melkstand oder ein automatisiertes Melksystem (AMS). Betriebsleitende mit Melkstand nannten als weitere wichtige Motive die Vergrösserung des Betriebs und die Verbesserung des Tierwohls. Bei den Betrieben mit AMS stand die Verbesserung der Arbeitszeiten und der Familienzeit im Vordergrund. Die Verbesserung des Einkommens sowie des Arbeitsverdiensts ist nur für Betriebsleitende mit Melkstand prioritär.

Entlastung erreicht, Familienzeit weniger

Bei der Frage, ob das genannte Hauptziel auch tatsächlich erreicht wurde, bejahten über 90% der Betriebsleitenden. Einzig das Ziel, mehr Familienzeit zu haben, wurde bei Betrieben mit Melkstand zu rund 25% nicht erreicht. Bei Betrieben mit Eimer- oder Rohrmelkanlage war dieses Ziel zwar weniger wichtig, es wurde aber von 20% der Betriebe nicht erreicht. Bei Betrieben mit AMS konnte die Zielerreichung aufgrund der geringen Anzahl Betriebe nicht ausgewertet werden.

Höherer Arbeitsverdienst mit Melkstand und AMS

Die Analyse der Buchhaltungsdaten zeigte, dass Betriebe mit Eimer- oder Rohrmelkanlagen kleiner sind und einen tieferen Arbeitsverdienst erreichen als Betriebe mit Melkständen und AMS. Investitionen in automatische Melksysteme wurden hingegen von den grössten Betrieben und in neuerer Zeit getätigt. Deshalb fallen bei ihnen die Abschreibungen stark ins Gewicht. Vernachlässigt man die kurzfristig hohen Abschreibungen, so weisen Betriebe mit AMS den höchsten Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft auf.

Entwicklung hin zu moderneren Melksystemen

Moderne Melksysteme wie der Melkstand und AMS nehmen vor allem in der Tal- und Hügelregion stetig zu. Aber auch in der Bergregion gibt es in der analysierten Stichprobe bereits mehrere Betriebe mit Melkständen. Allerdings investieren immer noch viele Betriebe in der Bergregion, aber auch in der Hügelregion in Eimer- oder Rohrmelkanlagen. Gründe dafür könnten das Festhalten an Traditionen oder die fehlende Möglichkeit zur Investition und Betriebsvergrösserung liegen.

6% der Betriebe mit automatisierten Melksystemen

Betriebe mit AMS sind in der Schweiz vor allem in der Talregion zu finden, da sie erst bei grösseren Tierzahlen wirtschaftlich sind. Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern zeigt aber, dass AMS bei Milchviehbetrieben in der Schweiz mit rund 6% ähnlich häufig sind wie z.B. in Österreich (4%) oder auch Frankreich (8%), während sie in Bayern (Deutschland) mit rund 10% und in nordischen Ländern wie Dänemark, Finnland, Schweden und Norwegen mit rund 21% häufiger sind.

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Kuh vor Bauernhof

Unternehmensführung und Wertschöpfung

Das Thema umfasst einerseits betriebswirtschaftliche und mikroökonomische Analysen der Produktion sowie der vor- und nachgelagerten Industrien, andererseits Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Ökonomie und Ökologie, mit dem Ziel die Entscheidungen von Landwirten/innen besser zu verstehen und Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Letzte Änderung 18.08.2022

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