Das BioBio-Indikator-System

indicators

Die Biodiversität landwirtschaftlicher Nutzflächen wird durch die Vielfalt der Habitate und Arten sowie durch die genetische Vielfalt bestimmt. Aufgrund ihrer Komplexität kann die Biodiversität nicht direkt gemessen werden, und es ist nicht möglich einen einzigen, umfassenden Index zur Biodiversität zu erstellen. Im Idealfall werden Indikatoren entwickelt, die für die Biodiversität als Ganzes repräsentativ sind UND die empfindlich auf Umweltbedingungen reagieren, welche sich z.B. aus der Landnutzung und aus den Bewirtschaftungsmethoden ergeben.

Aus der wissenschaftlichen Prüfung und der nachfolgenden Konsultation der Interessensvertreter resultiert ein Set von 23 Indikatoren, die sich ergänzen und kaum Überschneidungen aufweisen, sowohl zwischen den Indikatoren zur Habitat- und Artenvielfalt und zur genetischen Vielfalt (Nutztiere und -pflanzen), als auch zwischen den Indikatoren zur Bewirtschaftung. Während 16 Indikatoren fü alle Betriebsarten (Acker- und Gemüsebau, spezialisierte Weideviehbetriebe, gemischte Landwirtschaft (Viehhaltung/Kulturen) und Dauerkulturbetriebe) relevant sind, lassen sich sieben Indikatoren nur auf bestimmte Betriebsarten anwenden.

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Indikatoren für die genetische Vielfalt

genetic-indicators

Die genetische Vielfalt ist die Grundlage des Lebens. Bauern und Züchter entwickeln seit jeher vielfältige Pflanzensorten und Tierrassen, die bestimmte Anforderungen erfüllen und dazu beitragen, die Produktivität zu erhalten oder zu erhöhen. Es wurde getestet, ob sich Daten zu den Viehrassen und Kulturpflanzensorten auf einem Hof als Indikatoren für die genetische Vielfalt eignen. Diese Methoden sind sehr einfach und erfassen weder die Vielfalt auf der Ebene der Gene noch Umwelteinflüsse. Molekulargenetische Methoden wiederum sind technisch anspruchsvoll, teuer und derzeit für eine flächendeckende Anwendung noch nicht genügend ausgereift. Deshalb werden zur Erhebung der genetischen Ressourcen von Nutztieren und -pflanzen drei einfache Indikatoren verwendet, die auf Befragungen der Landwirtschaftsbetriebe beruhen.

Indikatoren für die Artenvielfalt

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Die BioBio-Indikatoren für die Artenvielfalt umfassen Artengruppen geringer mit mittlerer Mobilität und decken vier ökologische und für die Landwirtschaft relevante Funktionen ab : Primärproduktion (Pflanzen), Abbau organischen Materials (Regenwürmer), Bestäubung (Wildbienen und Hummeln), Prädation (Spinnen). Dass zusätzlich zu den Gefässpflanzen die Wirbellosen so stark gewichtet werden, widerspiegelt deren wichtigen Beitrag zur gesamten Artenvielfalt: Allein die Gliederfüsser machen etwa 65% der Arten aller mehrzelligen Organismen aus. Sie sind relativ einfach zu erfassen, liefern relevante Informationen zu den Umweltbedingungen, umfassen repräsentative Arten, reagieren schnell auf Umweltveränderungen und in vielen europäischen Ländern sind dazu ausführliche Datensätze vorhanden.

Indikatoren für die Habitatvielfalt

habitat-indicators

Im Rahmen von BioBio wurde ein System zur Einteilung der Habitate von Landwirtschaftsbetrieben entwickelt. Ausgeschlossen sind Gemeinschaftsweiden, Wald und aquatische Habitate, die nicht zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt werden, sowie Siedlungsflächen. Die Betriebsfläche wird in 1) intensiv bewirtschaftete Flächen, einschliesslich Felder und Wiesen, die hauptsächlich zur landwirtschaftlichen Produktion eingesetzt werden, und 2) halbnatürliche Habitate eingeteilt. Die beiden Kategorien werden weiter nach dem Vorhandensein von Bäumen unterteilt. Aquatische Habitate gelten als halbnatürliche Habitate. Die Indikatoren für die Habitatvielfalt werden durch Kartierung der Habitate auf der Ebene des Betriebs erfasst.

Indikatoren für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung

management-indiators

Auch die Bewirtschaftungsart beeinflusst die Biodiversität eines Landwirtschaftsbetriebs. Es wurden acht Bewirtschaftungsindikatoren ausgewählt, mit denen die Intensität der Bewirtschaftung erfasst und mit den direkten Indikatoren zu Habitaten und Arten in Zusammenhang gesetzt werden kann. Der Zusammenhang zwischen Bewirtschaftungsindikatoren und Indikatoren zur Artenvielfalt wird sichtbar, wenn das gesamte Spektrum der Bewirtschaftungsintensität untersucht wird. Die BioBio-Fallstudienregionen umfassen den Bereich extensiv bis mittelintensiv bewirtschafteter Betriebe. Deshalb ist dieser Zusammenhang nicht immer sehr ausgeprägt. Ausserdem waren die Korrelationen zwischen Bewirtschaftungsindikatoren und Indikatoren zur Artenvielfalt von Fallstudie zu Fallstudie unterschiedlich eng.

In jeder Fallstudie ergab die Analyse eine Korrelation zwischen einzelnen Bewirtschaftungsindikatoren und direkten Biodiversitätsindikatoren.